Geehrte Uhrenspezialisten,

nach intensivem Lesen über die letzten Monate im vergangenen Jahr habe ich gestern meine lang herbeigesehnte Mutteruhr UWP1 bekommen.
Dank bereitliegender Wasserwaage und bereits eingedübelter Aufhängung konnte ich die Uhr gestern schon in Betrieb nehmen.
Mir liegen die Dokumente von clockdoc vor wonach die Uhr durch Drehen des Minutenzeigers zu "richten" sei. Das war zwar etwas schwergängiger als erwartet, aber letztlich problemlos und die Uhr lief auch zufriedenstellend durch.

Heute hab ich dann versucht die Signalscheibe auf die richtige Zeit einzustellen - dies brauchte dann natürlich ein paar mehr Umdrehungen.
Nach etlichen Umdrehungen wurde es dann noch schwergängiger und schließlich drehte der Sekundenzeiger durch und das dazugehörige Zahnrad drehte nicht mehr mit. Ich hab dann noch ein paarmal versucht durch vorsichtiges Vor- und Zurückdrehen den vorherigen Zustand wieder herzustellen, allerding vergeblich.
Wenn ich das Pendel wieder starte, läuft die Uhr auch wieder einwandfrei - nur halt mit der falschen Zeit.

Hat hier jemand eine Idee, weiterführende Literatur oder ein ähnliches Problem?
Alle Hinweise sind willkommen!

Gruß
GuidoInducta.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Hallo Tik,

In der Mechanik allgemein, und besonders bei Uhren gilt, nach fest kommt ab. Wenn etwas "noch schwergängiger" ist, dann stimmt etwas nicht und man sollte stoppen und nachsehen und nachdenken.

Am besten stelle doch mal die Einstellanweisung ein.

Meistens gilt für solche Uhren, dass sie bei Zusammenbau richtig stehen müssen. Das heißt, die Signalscheibe für die Stunden steht auf 0 Uhr, Referenz ist immer der jeweilige Kontaktarm, egal wo der liegt, denn die Ziffern auf den Signalscheiben dienen nur zur Programmierung. Die Wochenscheibe kurz vor dem weiterschalten. Dann werden die Zeiger auf 12 Uhr ! eingebaut, Sekunde auf 0. Dann sollte die Zuordnung stimmen und man kann die aktuelle Zeit einstellen, 24h beachten.

Ich hoffe, es hilft weiter.

Gruß Werner

Hallo Werner,

ich gucke jetzt erst wieder hier rein, wir waren bis über den Feiertag nicht zu Hause ...

Vielen Dank für deine Hinweise!
Ja, du hast Recht, "nach fest kommt ab" kenne ich auch.

Ich konnte das Problem vorerst zwar nicht lösen, aber durch einfaches Entfernen eines Zwischenrades die Abhängigkeit mit der Signalscheibe aufheben und diese separat einstellen. Weil es da nach 17 Uhr war habe ich die Zeiger auf 18.00 gestellt und beim Erreichen der Zeit das Pendel angeschwungen.
Da die Uhr von 1968 ist und die letzten Jahre ohne Betrieb in Sammlerhand verbracht hat, denke ich, dass eine Grundreinigung nötig sein dürfte. Für mich heißt das, dass die Uhr in den letzten Jahren ihres Arbeitseinsatzes (in welcher Fabrik/Behörde das auch immer war) letztmalig gereinigt wurde.
Das werde ich am Wochenende mal vorsichtig angehen.

In meinem Bestand ist noch eine kleine Menge "Großuhrenöl", was mir ein Uhrmacher vor ca. 15 Jahren mal abgefüllt hat (Verschlossen in dunkler Glasflasche gelagert). Das sieht zwar noch gut aus, aber gibt es da Bedenken zur Verwendbarkeit?

Ansonsten muss ich da erstmal was bestellen ... gibt es diesbezüglich Empfehlungen?

Gruß
Guido

Servus, soweit ich mich erinnere (bin im Urlaub) gibt es einen Hebel mit dem das Zahnrad etwas bewegt werden kann so dass es frei drehbar ist.

Grüsse, Karl

"...denke ich, dass eine Grundreinigung nötig sein dürfte."

Du bist Dir bewusst, dass es dafür mehr als nur das erwähnte Großuhrenöl braucht? Die Uhr sollte komplett zerlegt und dann gereinigt werden. Danach kommt die Prüfung und ggf. Instandsetzung von Schäden, gefolgt von Montage-Schmierung-Justage.

Zitat von megasonic im Beitrag #5

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"Die Uhr sollte komplett zerlegt und dann ...

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So …
Hatte die Uhr jetzt soweit auseinander … und auch wieder zusammen.

Leider hatte ich erst nach großzügiger Volldemontage des Gehäuses bemerkt, dass nach Lösen von zwei Schrauben ganz unten sich der Kasten von der Rückwand trennen lässt. Das Werk selber wird mit zwei Schrauben gehalten, es wird quasi über die Pendelhalterung geklappt und dann verschraubt. Das Pendel verbleibt an der Rückwand.

Sobald man dann mit der Lupe genauer hinguckt, wenn das Werk auf dem Tisch liegt, sieht man wie viel Staub sich da im Laufe der Jahre/Jahrzehnte ansammelt. In sämtlichen Lagern war nur noch eine grüne Pampe … die Bohrungen aber alle noch tadellos rund.
Die Platinen sind vermutlich vernickelt und sehen jetzt wieder richtig glänzend aus.

Den Grund für die anfangs beschriebene Schwergängigkeit hab ich auch gefunden. Die Minutenwelle treibt eine weitere Welle an, die in einer Hohlwelle steckt. IMG_7151.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)Dort soll sich sich mit etwas Kraftaufwand aber bewegen lassen (Ist das das, was man Zeigerreibung nennt?). Die Hohlwelle ist auf etwa 15 mm Länge offen und genau da konnte natürlich Staub in den Zwischenraum eindringen und für Schwergängigkeit sorgen. Ich habe den Bereich mit Waschbenzin gründlich gesäubert und jetzt fühlt es sich so an, wie bei den ersten Umdrehungen am Anfang. IMG_7903.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)