Hallo und guten Abend zusammen,

ich bin stolzer Besitzer einer alten Pendeluhr der Marke Suevia/Sindelfingen. Das Baujahr ist 1939.
Die Uhr funktioniert fast tadellos. Innerhalb von einer Woche geht sie max. 1 Minute nach, sodass die Zeitanzeige wunderbar funktioniert.
Einzig, was nicht mehr richtig zu funktionieren scheint, ist das Schlagwerk. Folgende Problematik zeigt sich:
Drehe ich zur Zeiteinstellung den Minutenzeiger manuell auf die 6, so läutet die Uhr 1x. Drehe ich den Minutenzeiger manuell auf die 12, so läutet die entsprechend der vom Stundenzeiger angezeigten Stunde die korrekte Anzahl. Bis hierhin alle super im „manuellen Modus“.
Stoße ich das Pendel jedoch an und lasse ich die Uhr einige Zeit ganz normal laufen, so beginnt sie bereits um ca. 5-6 Minuten vor voller Stunde zu läuten und hört erst wieder punktgenau zur vollen Stunde auf. Ebenfalls dasselbe alle 19 bis 20 Minuten nach der vollen Stunde. Dann läutet sie bis um halb durch. Das sind dann jedes Mal weit über 100 Schläge bis dahin…
Soeben hat sie auch um 12 nach voller Stunde unerwartet 3x geschlagen.
Ist das ein Defekt oder eine Einstellungssache?

Ich hoffe, hier kann mir jemand einen Tipp geben. Leider gibt es hier in meiner Nähe keinen alten Uhrmacher mehr, den ich fragen könnte, sodass ich hoffe, hier kann mir jemand einen Tipp geben.

Herzlicher Gruß,
SNOOPY

Guten Morgen
Dazu wären Bilder des Schlagwerks notwendig - dazu müssten Zeiger und Zifferblatt ab - ich gehe mal blind von einem Rechenschlagwerk aus.
Die Problematik dürfte sein, daß das Schlagwerk bereits bei der Warnung anläuft - und das kann mehrere Ursachen - je nach Aufbau des Schlagwerkes - haben.
- Stift am 2ten Anlaufrad rausgefallen - Schlagwerk stoppt bei Warnung nicht
- Auslösehebel wird bei der Warnung zu weit angehoben
- Schöpfer verstellt
- verharzte, verklebte, verstellte Hebel
Ohne Bilder schwierig....

Guten Abend und vielen Dank für die schnelle Rückmeldung, Oggy! Fotos kommen sofort! Als absoluter Neuling in dieser Thematik hoffe ich, das diese Fotos vielleicht wenigstens etwas aussagekräftig sind... Andernfalls liefere ich gerne nach!
Vielen Dank jedenfalls für alle Hilfe!! :-)

Schau Dir mal das Video an
https://www.youtube.com/watch?v=QW2WcMk2_Bc
Und dann spiele mal bei Deinem Werk durch, was passiert - bzw was nicht passiert
Zeiger langsam bis zur Warnung drehen und dann beobachten

Sehr schönes Video, jetzt kann ich zumindest den ein oder anderen Begriff schon mal zuordnen. Danke!
Ich bin zuerst am "Anlaufrad mit Dorn" hängen geblieben. Heißt "Dorn", dass dort ein "Splint" im Loch des Zahnrades sein sollte oder ist es nur ein Loch im Zahnrad? Bei mir ist nämlich nur ein Loch ohne "Splint"...

Moin
In das Loch gehört ein kurzer Splint / Stift Ohne Splint läuft das Schlagwerk durch - Bingo
Den kannst Du problemlos durch ein passendes Stück Stecknadel ersetzen - soll nur nicht wackeln und so lange sein, daß der Hebel greifen kann
Bissele fummelig unzerlegt - aber machbar

Super, das ist ein Tipp! Gibt es einen Trick, wie ich das Stecknadelstück langfristig befestigen kann? Die Spitze passt problemlos rein, aber ich bekomme den kurzen Stift dann nicht fest. Er fällt also immer wieder raus. Ich habe ein wenig Bedenken, dass ich das "Zahnrad" verbiege, wenn ich da mit etwas mehr Druck dran gehe. Sekundenkleber ist sicherlich nicht die erste Wahl...

Der Stift muss fest sitzen
Wenns so nicht geht, dann muss man das Uhrwerk zerlegen

Hallo und Guten Tag !

Schon wieder so ein Oberlehrer, aber im gezeigten Zustand kann dieses Uhrwerk nicht vernünftig laufen. Der fehlende Anlaufstift ist da das wenigste.
Auf den Fotos ist klar ersichtlich, daß sich in den Trieb und Zahnböden erhebliche Mengen von verdichtetem Schmutz angesammelt hat. Dies führt zu erheblichen Kraftverlusten und zusätzlichem Verschleiß.
Dies bedeutet, eine Totaldemontage, die Reinigung aller Teile sowie der Lager und das egalisieren der Zapfen.
Erst dann kommt wieder Freude auf.
Das ersetzen des Anlaufstiftes sollte in ausgebautem Zustand erfolgen, da er exakt rechtwinklig zum Radkörper stehen muß.

Viele Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul Eble

@ Oggy: Zuerst nochmal vielen Dank für die hilfreichen Tipps! grundsätzlich freut mich, dass kein genereller Defekt vorliegt, der einem Totalschaden ähnelt. Ich habe jetzt einen Stfit eingebaut, hoffe, dass er vorübergehend hält und werde jetzt beobachten, wie sich die uHr verhält.

@ Paul Eble: vielen Danke ebenfalls für den Hinweis auf eine Reinigung. Ich habe mir das fast schon gedacht, dass es Sinn macht, die Uhr doch an einen Uhrmachen abzugeben.

Wie hoch liegen denn hier die ungefähren Kosten für ein Zerlegen, Reinigen und wieder Zusammenbauen?

Zitat von Paul Eble im Beitrag #9

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Hallo und Guten Tag !

Schon wieder so ein Oberlehrer

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Hallo Oggy und Guten Tag!

Der Oberlehrer wahr natürlich auf mich bezogen, weil ich immer die Uhrmacherische Grunddisziplin des reinigens bzw. der grundlegenden Revision einfordere.

Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul Eble

Ahso
Ich dachte, daß nur ein schneller workaround gesucht war

Zitat von Snoopy1000 im Beitrag #10

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Ich habe mir das fast schon gedacht, dass es Sinn macht, die Uhr doch an einen Uhrmachen abzugeben.

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So, dann möchte ich mich abschließend doch noch einmal zu Wort melden.
Ich habe den "schnellen Workaround" gewählt und bin nicht enttäuscht worden. Ich habe den Splint mit einer Nadelspitze ersetzt und siehe da, sie läuft wieder einwandfrei und sehr genau.
Damit bin ich dann zumindest vorerst ums Reinigen, zusammen- und auseinanderbauen drumherum gekommen, was mich sehr freut.
Und wie es einst weitergeht mit der guten, alten Uhr, liegt dann nicht mehr in meinen Händen. :-)

Vielen Dank euch allen für die schnelle und vor allem zielführende Hilfe!!