Ich habe von meinem Vater die Taschenuhr meines Opas bekommen, und wollte gerne ein paar Infos dazu haben. Leider finde ich im Netz nicht wirklich was zu der Uhr, und hoffe man kann mir hier helfen.
Vielen Dank

Hallo und herzlich willkommen in diesem Forum, Alois.

Bis sich die wahren Taschenuhrkenner in diesen Thread einklinken, nur ein paar offensichtliche Informationen. Wie auf dem Staubdeckel schön zu lesen ist, stammt sie von der Firma E. (wahrscheinlich Emile) Bronner & Cie aus Biel, Schweiz. Wenn Du bei Google nach diesem Hersteller suchst, wirst Du einige Taschenuhren finden. Die Firma hat sich 1881 eine Bildmarke registrieren lassen, existiert also mindestens seit diesem Zeitpunkt. Ich schätze, die Uhr wurde um oder vor 1900 gebaut. Sie hat ein Ankerwerk mit 15 Steinen, war zu dieser Zeit also schon von besserer Qualität. Interessant finde ich die ungewöhnliche Gestaltung des Gehäuses, oft findet man da nur geometrische Verzierungen, kein "münzartiges" Relief wie bei Deiner.

Könntest Du bitte noch Bilder von der Innenseite von Gehäusedeckel und Staubdeckel machen? Da finden sich oft auch noch wertvolle Informationen, zum Beispiel zum Gehäusematerial.

Oh, eine schicke Ankerhemmung mit 15 Steinen. Temperaturkompensierte Unruh? Nicht erkennbar, aber der Reif sieht bimetallisch aus.
Ich stimme Sven zu, die Gehäuse-Ausführung ist zwar nicht wirklich außergewöhnlich, aber auch nicht alle Tage anzutreffen. Was steht da auf dem Deckel? Gibt es Silberpunzen? Ich glaube eine am Bügel zu erkennen...

Eher näher an 1881 dran als an 1900, würde ich sagen. Auffallend ist der altmodische Drücker am Gehäuse mit flachem Kopf, der zwar angenehm mit dem Daumenballen betätigt werden kann, aber Nachteile hat. Die späteren schmalen Pins, die man mit dem Fingernagel drückt, sitzen in einem schützenden "Buckel", der verhindert, dass der Drücker (z.b. durch ungünstigen Faltenwurf beim Sitzen) aus Versehen betätigt wird (Verstellen der Zeiger möglich) oder sich beim Herausnehmen der Uhr im Stoff der Weste verhakt.

Habe noch etwas recherchiert. Das Gehäuse Deiner Uhr ähnelt Schweizer Schützenuhren. Das sind Taschenuhren, bei denen auf dem Gehäusedeckel ein Schützentaler montiert wurde. Ein Schützentaler ist eine silberne Medaille in Talergröße, die anläßlich der Schweizer Schützenfeste im 19. Jahrhundert geprägt wurde. Anscheinend haben sich die Leute die damals gern auf die Taschenuhren montieren lassen. Ob die Münze auf Deiner Taschenuhr ein solcher Schützentaler ist, kann man aufgrund der Unschärfe des Fotos leider nicht erkennen. Sieht für mich aber eher wie eine Rennaisance-Münze mit religiösem Motiv aus (Heiliger Georg?).

Bei Ricardo wurde übrigens letztes Jahr eine Schützenuhr von E. Bronner verkauft. Das Uhrwerk entspricht weitgehend Deinem, hat allerdings verschraubte Chatons und eine Kompensationsunruh. Könnte also noch einen Tick hochwertiger sein. Die Uhr ist übrigens mit 1891 datiert. Hier der Link:
https://www.ricardo.ch/it/a/schuetzenuhr-mit-2-x-tir-1886-und-1887-1192601112/