Hallo allerseits,

ich bräuchte mal bitte Eure Hilfe bzw. eventuelle einen Hinweis.
Ich bin gerade dabei, ein Kienzle-Uhrwerk einer Kaminuhr zu renovieren (fast fertig, Bilder folgen noch). Leider hatte ich das Uhrwerk in einem desolaten Zustand und ohne Gehäuse gekauft. Naja.

Die eigentliche Frage, die ich hier stellen möchte, bezieht sich auf das Gewinde des Pendelstabes. Durch die Linse des Kurzpendels führt ein Gewindestab, auf dem eine Einstellmutter sitzen sollte. Beim Kauf war die Linse allerdings mangels Einstellmutter mit einem Gummiband "fixiert".
Jetzt möchte ich mir eine Einstellmutter anfertigen, habe aber Probleme mit dem Gewinde:

Ich messe am Gewindestab m2,45 x 0,6 Steigung. Häh? Metrisches Regelgewinde ist es schon mal nicht (wäre m2,5 x 0,45).
Ich habe nun schon das Angebot im Netz durchforstet nach einem Gewindebohrer m2,5 x 0,6, aber da ist weit und breit nichts zu finden (Oder suche ich falsch?). Auf der Drehmaschine könnte ich zwar 0,6 Steigung einstellen, aber ich bräuchte einen Innendrehstahl, der nicht breiter als 1,5mm ist... Da bin ich (auch mangels Werkzeug und Fachkenntnis) überfordert.

Was würdet ihr machen bzw. hättet ihr einen Tipp?

Danke und Grüße, Markus

Edit: Hier noch die versprochenen Bilder.

Bild 1 u. 2 das Uhrwerk (fast fertig).
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Bild 3, 4 und 5 der Gewindestab vom Pendel bzw. die Messungen.

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Hallo Markus,

die Gewinde waren früher nicht genormt. Jeder Hersteller machte mit Flankenwinkel, Steigung und Durchmesser was er wollte. Hauptsache Teile der Konkurrenz passten nicht.

Wenn Du Gewinde auf der Drehbank Gewinde schneiden kannst, kannst Du versuchen, einen Gewindebohrer aus Silberstahl zu machen:
Schneide das Gewinde, bis die Mutter gut draufpasst. Dann kannst Du daraus einen zweischneidigen Gewindebohrer machen, und härten. Für Messing wird das reichen. Innengewinde in dieser Größe kann man nicht auf der Drehmaschine schneiden.

Ich persönlich bin da schmerzfrei, ich würde den Stab mit dem nächsten, passenden Gewinde überschneiden, und eine neue Mutter anfertigen.
Oder Du setzt in den Pendelstab ein Stück M3 Gewindestange ein, und machst die Mutter aus einer hohen M3-Rändelmutter aus Messing.


Viele Erfolg!

Matthias

Hallo Markus Guten Morgen!

Schau mal was Werkzeug anbetrifft bei https://www.paulimot.de/ rein. Da findet man meistens was man braucht.

Grüße aus dem Schwarzwald und einen Schönen Sonntag noch.

Paul

Hallo Matthias, hallo Paul,

danke für die Antworten.
@Paul: Dass ich bei Paulimot Gewindebohrer finde, ist mit klar. Dort gibt es aber nur die metrischen Normmaße (also z.B. m2,5 x 0,45). Das habe ich zu allererst überprüft.

@Matthias: An die Möglichkeit, einen Gewindebohrer selbst zu fertigen, hatte ich auch schon gedacht. Bei 2,5mm Gewindedurchmesser wird es für mich sportlich, längs zwei Spannuten zu schlitzen. Naja, probieren kann ich es ja mal. Der Vorschlag ist jedenfalls gut.
Ich habe im Augenblick gebläuten Tamponstahl zur Hand. Silberstahl (1.2210) muss ich erst bestellen. Sollte ich unabhängig ohnehin mal machen.

Zum Tamponstahl muss ich aber etwas fragen: Sollte ich den erst weich glühen, drehen, schlitzen etc. und dann wieder härten? Zum Gewindeschneiden würde ich eine HM-Wendeplatte nehmen. VHM-Stichel habe ich nicht da. Ansonsten bliebe noch HSS-Co.
Oder den Tamponstahl sofort bearbeiten (ohne Weichglühen) und anschließend trotzdem nochmal härten? Ich bin kein Berufsmetaller und ob der vielen Meinungen und Ansichten bezüglich der Bearbeitung und Behandlung von Tamponstahl etwas verwirrt.

Ohne jetzt die genauen Maße zu kennen... eventuell hilft dir dieser Trick weiter

Hallo,
Ein US Gewinde könnte passen

N3-48 UNC

https://www.hug-technik.com/inhalt/ta/un...ewinde_usa.html

Die Bohrer gibt es noch im Netz.

Das Pendel stammt wohl nicht von Kienzle, so alt ist das Werk nicht, dass solche Gewinde verwendet wurden.

Gruß Werner

Probier es mal damit,Nr 1+2.
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Hallo,

für einfache Gewindebohrer brauchst Du keine Spannut zu schlitzen. Wenn das Gewinde passend fertiggestellt ist, feilst oder schleifst Du parallel ab, bis eine Fläche vielleicht 0,8-1,0 mm stehen bleibt. Die schmalen Kanten hinterfeilst Du so schräg, daß das Gewinde an der Schneidkante geade noch voll stehen bleibt, dann härten und anlassen und den Grat auf den breiten Flächen (Freiflächen) nochmals mit dem Ölstein entfernen.

Nimm Silberstahl, den braucht man immer. Gibt es in 0,1 mm Abstufung bei zu Jeddeloh:

https://www.zujeddeloh.de/artikel697.html#a7319

Tamponstahl sollte man nicht mehr wärmebehandeln. Er hat genau die richtige Härte, um ihn noch gut bearbeiten zu können.
Ich nehme ihn hauptsächlich beim Ersetzen von Zapfen, Laternentrieben oder für Unruhwellen.

@ Werner
Die Lehre im letzten Bild ist vermutlich für Metrische Gewinde. Dann wird der UNC Bohrer vermutlich klemmen, auch wenn Durchmesser und Steigung passen.


Matthias

So, erst mal vielen Dank an alle, die sich hier beteiligen. Das Video ist interessant, nützt mir aber bei dem 2,5mm-Gewinde leider nichts. Aber trotzdem gut zu wissen.
Ob das Pendel original von Kienzle ist, kann nicht nachgewiesen werden. Das Uhrwerk stammt aus den 30er Jahren. Mehr konnte ich bisher nicht recherchieren. Meines Wissens nach ist das bei Kienzle nicht mehr möglich, die ganzen Seriennummern der Großuhren zu datieren. Jedenfalls waren Pendel und Uhrwerk beim Kauf zusammen und es sieht auch wie ein typisches Kurzpendel einer Kaminuhr aus.

Danke für den Tipp zum UNC-Gewinde. Jedenfalls stimmen die Maße nicht ganz überein. Auch wenn mein eigenes Foto aufgrund des Zooms und einem Wackler nicht so ganz aussehen mag, die metrische 0,6-Steigungslehre passt genau rein. Ich habe auch einen Satz Zoll-Steigungslehren. Davon hat keine gepasst. Allerdings bin ich mit den zig verschiedenen Arten der nicht-metrischen Gewinde etwas überfragt. Ich kann ja für mich an dem ominösen Pendelstab nicht mal exakt messen, ob es denn 60° oder 55° Flankenwinkel sind... Naja.

Danke auch für die Tipps zur Anfertigung des Gewindebohrers. Das werde ich auf jeden Fall probieren. Heute habe ich mal einen 3mm-Edelstahl-Stäbchen genommen, für 10mm auf 2,45mm abgedreht und dann mal die 0,6er Steigung auf der Drehmaschine gedreht.

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Die gute Nachricht ist, dass die Gewindesteigung tatsächlich mit dem Pendelstab überein stimmt. Schlecht ist (hier muss ich mir was einfallen lassen), dass sich bei 2,45mm Durchmesser selbst 10mm fliegend gespannt schon erheblich wegbiegen. Ich hatte einen - für meine Begriffe - sehr scharfen und spitzen HSS-Gewinde-Drehstahl (8x8). An sich habe ich das Material so kurz wie möglich gespannt, aber eventuell muss ich mit Abstützung arbeiten.

Silberstahl wird bestellt. Dann probier' ich weiter. Hab' ja Zeit. Das Uhrwerk hat ja keine Termine.

So, kann einen (Teil-)Erfolg vermelden. Ich nenne es ein Provisorium (quick and dirty). Ich wollte einfach mal wissen, ob es funktioniert.
Habe dann die kleine Gewindestange fertig gedreht und zu einem Gewindebohrer geschliffen. Nix gehärtet und so. Wollte nur mal sehen, ob es so geht. Dann habe ich die Pendelmutter gedreht und mit einer Nut versehen, gebohrt und innen mit dem provisorischen Gewindebohrer über den Reitstock, aber das Futter händisch gedreht, Gewinde geschnitten. Was soll ich sagen? Es ging, auch wenn der Gewindebohrer sicher nicht für den mehrfachen Einsatz taugt. Seht selbst:
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Hier zwei Bilder der neuen Pendelmutter (noch nicht schön, eher ein Funktionsprinzip):
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Und hier das Pendel in Aktion:
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Danke für die Denkanstöße. Sobald ich Silberstahl habe, probiere ich es noch einmal richtig...

Grüße, Markus

Hallo Markus

Da zeigt sich mal wieder : Einfach einmal probieren - auch durch Matthias Vorschlag mit - führt ( natürlich nicht immer ) auch zum Erfolg.
Ich bin begeistert und danke Dir für`s zeigen. Behalte ich im Hinterkopf, vielleicht braucht`s man ja auch mal...

Frank