Liebe Uhrenliebhaber und Experten, ich bin ein neues Mitglied im Uhrenwerkstattforum. Jedoch so neu auch nicht. In der Vergangenheit habe ich hier immer wieder mit großem Interesse im Forum Beiträge verfolgt und war beeindruckt vom Sachverstand und der Themenvielfalt. Großes Kompliment. Nun zu mir. Ich möchte betonen, dass ich kein Uhrenexperte bin. Ich schätze und mag Uhren. In der Vergangenheit habe ich verschiedene Uhren zusammengetragen (geerbt) und wieder in Gang gesetzt mit Laienwissen. Aus meiner Kindheit ist mir aber eine Uhr in Erinnerung geblieben: die RFT HU 22. Vor fast 5 Jahren habe ich den Mut gefasst und bei Ebay eine solche Uhr ersteigert. Laut Information des Verkäufers stammt sie aus einen Betrieb in Eisenhüttenstadt. Sie ist komplett und unbeschädigt. Ich habe sie gereinigt und sicher aufgestellt. In der Folgezeit habe ich mich inhaltlich mit dieser Uhr befasst. Ich kam nicht weiter. Also habe ich mit viel Mühe eine Beschreibung und Montageanleitung besorgt. Ok. Dann ein original RFT-Netzteil für diese Uhr. Trotz aller Bemühungen schaffe ich es nicht, sie in Gang zu setzen und bin zu der Einsicht gelangt, dass ich Hilfe benötige. Meine Frage: Wer kann helfen? An wen kann ich mich wenden? Gibt es Uhrmacher im Raum Berlin, die sich damit auskennen? Ich kann diese Großuhr auch nicht kreuz und quer durch die Gegend transportieren. Über Hilfe und Tipps würde ich mich sehr freuen. Jedoch möchte ich noch einmal darauf hinweisen: ich bin kein Profi. Es ist ein Hobby. Sie soll ohne Nebenuhren nur eines: Laufen und die Zeit anzeigen. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit! Hier noch die Daten der Uhr: Typ: HU 22/60 S 24V F.-Nr.: 1579 Schl.-Nr. EL. 138 61 70 0
Hallo Markus und willkommen in diesem tollen Forum.
1. Wenn das Gewicht nicht total abgelaufen ist, muss die Uhr zumindest auch ohne Spannung einige Stunden laufen können. Tut sie das nicht, ist etwas schwergängig. Bei der HU22 ist eine häufige Ursache verharztes Öl im Differenzialgetriebe, das sich innerhalb der Seiltrommel befindet.
2. Die alten DDR-Sicherungen hatten die Eigenschaft, dass das Lötzinn an den Endkappen ausblüht. Die Sicherung sieht dann noch heil aus, aber der Übergangswiderstand an ihren Anschlüssen ist zu groß. Sind die Sicherungen derartig korrodiert, müssen sie ersetzt werden, nachdem die Sicherungshalter mit einem Glasfaserpinsel innen ebenfalls von Oxidresten befreit wurden.
3. Eines nimmt die HU22 sehr übel: wenn man die Spannungsversorgung ("Batterie") falsch gepolt anschließt. Den Nebenuhren wäre es egal, aber am Aufzugsmagneten gibt es eine Diode, die die Funkenbildung am Pendelkontakt minimieren soll. Diese Diode verursacht bei Falschpolung zuerst einen Kurzschluss, bei dem vermutlich eine Sicherung durchbrennt und im mehrfachen Wiederholungsfall wird die Diode leitend und macht dann auch bei richtiger Polung einen Kurzschluss, wenn der Aufzugsmagent Spannung erhält. Dann muss die Diode ersetzt werden.
Das sind aus meiner Sicht die wesentlichen Fehlerursachen. LG Roland
Moin, Ich schalte mich auch mal dazu. Ich denke, wenn dir die HU-22 so wichtig ist, wirst du es auch schaffen sie wieder selbst in Gang zu setzten! Mit der Anleitung schafft man es meiner Meinung sehr gut die Uhr auseinander zu nehmen, zu reinigen und wieder zusammen zu bauen. Wobei ich immer etwas Probleme hatte war, den richtigen Rhythmus von der kleinen Nase am Planetengetriebe einzustellen sowie den polwendekontakt richtig eingestellt zu bekommen. Aber das bekommt man mit etwas Zeit (ein paar Wutanfällen eventuell auch) und vorallem der Anleitung dann aber auch hin!
Falls du Fragen zu der Uhr hast kannst du die hier loswerden. Hier haben einige eine solche Hauptuhr und wissen wie man das eine oder andere wieder richtet!
Liebe grüße Lars
Wohlstand ist, wenn die Menschen mehr Uhren haben als Zeit
Hallo Uhrenfreunde, vielen Dank für Eure Rückmeldung. Ich habe mich heute gleich wieder mit der Uhr beschäftigt und bin Euren Empfehlungen gefolgt. Die Punkte von Roland habe ich abgearbeitet. Die Sicherungen wurden überprüft, tlw. ersetzt. Die Sicherungshalter gereinigt. Es waren keine Ausblühungen sichtbar. Die Spannungsversorgung dreimal auf richtige Polung überprüft. Sicherheitshalber auch noch einmal in das Netzteil geschaut. Das Gewicht ist total abgelaufen. Und damit bin ich bei Philclock. Ja, leider. Sie läuft nicht und zieht auch nicht auf. Der Hinweis von Lars ist auch m.E. auch wichtig. Aber ich bin ehrlich, da traue ich mich nicht ran.
Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen :) Es kann auch gut sein, dass der Pendelkontakt (Pk), das ist der welcher vom Pendel alle 2 Sekunden geschlossen wird, oxidiert ist. Dieser leitet dann keinen Strom mehr und der Aufzugsmagnet kann das Gewicht nicht mehr anheben. Meiner Meinung nach sind diese Werke sehr robust so das man eigentlich nichts kaputt machen kann. Guck dir den Pendelkontakt mal genauer an ob da so ein schwarzer Belag drauf ist.
Liebe grüße!
Wohlstand ist, wenn die Menschen mehr Uhren haben als Zeit
Nicht verzweifeln. das wird schon. ist das Gewicht unten? Das Netzgerät ausschalten, besser die Zuleitung zur Uhr abtrennen. Alle Zeiger vorsichtig abbauen. Ziffernblatt abbauen. Nur den Sekundenzeiger wieder vorsichtig anbauen. damit kannst Du schnell den Zustand der Uhr überprüfen. Jetzt mit einer Hand hinter die Uhr greifen und den Elek.-Magneten suchen. Mit dem Daumen drückst Du vorsichtig den Anker des Magneten hoch. So kannst Du die Funktion des Magneten simulieren. jetzt sollte sich das Seil aufwickeln und das Gewicht hochgehen. Das machst Du 10 bis 20 mal. Vorher noch die kleine Rolle oberhalb vom Gewicht, über die das Seil läuft markieren. So kannst Du die Leichtgängigkeit der Rolle überprüfen. Die Uhr waagrecht aufstellen, Pendel in leichte Schwingung versetzen und beobachten. Jetzt sollte sie ticken. Wenn nicht? Leicht am Gewicht ziehen oder ein größeres Gewicht anhängen. So kannst Du auf Schwergängigkeit der Uhr prüfen. Nicht an den vielen Kontakten rumbiegen, die sind meist richtig eingestellt. Durch das Schauloch in der vorderen Platine den Hebel, der auf der Auslösescheibe der Sekundenwelle läuft beobachten. der liegt häufig nicht richtig auf oder ist verharzt. Erst wenn die Mechanik läuft dann mit der Elektrik anfangen. Das ist ein robustes Uhrwerk und läuft und läuft und läuft. leider auch mit großem Lärm, den man mögen muss. Ich habe jede meiner Mutteruhren zum Laufen gebracht.
Hallo, ich bleibe hartnäckig, aber die Uhr fordert mich. Zwischen Frust und Hoffnung ist alles vertreten. Na ja, aber das macht unser Leben auch schöner. Ich habe den Pendelkontakt überprüft und vorsichtig gereinigt. War m.E. in Ordnung. Fünfnachzwölf. Sehr guter Hinweis, prima Beschreibung. Ich habe es genau so gemacht. Funktion des Magneten simuliert. Vorher Rolle geprüft und vorsichtig geölt. Leicht rollbar. Gewicht wird angehoben. An den Kontakten habe ich sonst nichts gemacht. Nun Pendel in Schwingung versetzt. Uhr tickt zunächst. Sekundenzeiger dreht sich. Nach 2 Minuten dann kein Vorlauf des Sekundenzeiger nachweisbar. Jetzt steht sie. Wenn Ihr es genauer sehen wollt, kann ich Euch bei Interesse ein Video senden.
Der Teufel ist ein Eichhörnchen! Manchmal kann es eine Kleinigkeit sein die das Werk zum stehen bringt. An sich wirst du denke ich nicht darum herum kommen das Werk einmal auseinander zu nehmen, zu reinigen und neu zu ölen. Sollte vermutlich ohnehin notwendig sein. Glaub mir, wenn sie läuft und du sie wieder in stand gesetzt hast fühlst du dich der Uhr noch mehr verbunden!
Mach das mit dem Video einfach mal, eventuell erkennt man da eine Problemstelle und wir können dir hier noch weiter helfen!
Liebe Grüße!
Wohlstand ist, wenn die Menschen mehr Uhren haben als Zeit
Ich erinnere an den Hinweis mit dem verharzten Differenzial in der Seiltrommel. Das ergab bei meiner Uhr genau die gleichen Symptome: bei gerade erfolgtem Aufzug (manuell oder elektrisch) läuft die Uhr, ohne Spannung (also nur mit der Gangreserve) bleibt die Uhr nach wenigen Minuten stehen.
Bei deinen Fotos @MarkusBerlin erkennt man außerdem, dass dort wohl mal ein Sekundenkontakt verbaut war. Das ist dieser Pertinaxhebel der mit an der Ankerwelle sitzt und im 45° Winkel nach links oben zeigt. Der war um Nebenuhren mit springender Sekunde zu steuern, also ein sekündlich wechselnder Impuls. Da du aber (bis jetzt) vor hast keine Nebenuhren mit der HU zu betreiben ist das eigentlich egal, könntest du auch wenn du sie auseinander nimmst einfach abziehen. Aber bitte aufbewahren! (oder mir zusenden ) ist mir nur aufgefallen beim Foto Dafür braucht man aber den entsprechenden Kontaktsatz der auch im 45° Winkel links angebracht wird.
Hast du denn mal gecheckt, ob das Seil auch sich wenn du den Aufzugsmagneten (AM) per Hand betätigst sich auf der Seiltrommel aufwickelt? Bei meiner Siemens lag eine Windung mal genau im Getriebe und hat alles blockiert. Aber so auf den Fotos fällt mir erstmal nichts auffälliges auf bis das das Werk sehr schön erhalten ist. Was jetzt aber nicht heißen soll, dass es nicht gereinigt werden sollte Ich würde blind auch erst mal wie Roland auf das Planetengetriebe tippen was zu schwergängig ist.
Liebe Grüße!
Wohlstand ist, wenn die Menschen mehr Uhren haben als Zeit
Ok, Roland. Ich versuche es. Was ich noch erwähnen möchte: Beim Blick durch das Schauloch in der vorderen Platine sehe ich den Hebel, der auf der Auslösescheibe der Sekundenwelle läuft. Es gelingt diesem jedoch nicht, das jeweilige Zahnrad zu greifen, sodass die Auslösescheibe der Sekundenwelle nicht vorwärts läuft. Sie verharrt dann in dieser Position und beide Hebel machen nur Auf-und Abwärtsbewegungen.
Bei mir ist auch mal bei voll abgelaufenem Gewicht eine Umdrehung des Seils hinter die Seiltrommel gesprungen und in den Zahnrädern gelandet. Dann läuft die Uhr kurz, tickt etwas und schwingt dann aus. Beim Ausschwingen kann der Anker auf eine Zahnspitze treffen und sich dadurch so auf der Ankerwelle verdrehen, dass danach gar nichs mehr geht.
Ich würde im ersten Schritt das Pendel vorsichtig links und rechts auslenken um an der Skala zu prüfen, ob die Auslösung symetrisch und bei ca. 60° ist. Hier sollte es auch eindeutig ticken. Danach würde ich das Pendel aushängen, damit die Masse weg ist. Jetzt kann nichts mehr kaputt gehen und du kannst den Anker vorsichtig mit einem Holzstäbchen anstoßen und prüfen, ob auch nach ein paar Umdrehungen noch ein konstantes Moment am Hemmungsrad anliegt. Man hört am Tickgeräusch, ob der Antriebsstrang funktioniert und kann da ein wenig rumspielen. Z.B. den Antrieb mit dem Finger verstärken oder etwas am Gewicht ziehen.
Nochmal ein Rat zur Vorsicht. Das Planetengetriebe im Umfeld der Aufzugstrommel ist echt schwer zu durchschauen und kann in x Positionen falsch zusammengebaut werden. Nimm das nur raus, wenn es wirklich nötig ist und arbeite mit reichlich Markierungen und Fotos. Vielleicht hat das dein Vorgänger schon falsch montiert? Wenn das Gewicht oben ist, muss ein kleine Nase rausfahren, die den Kontakt beträtigt. Vorher fährt die Nase bei 7 Umdrehungen am Kontakt vorbei. Ist das Gewicht fast unten, muss die Nase rausfahren und als Ablaufanschlag dienen. Wenn das Getriebe falsch zusammengebaut ist, fährt die Nase an der falschen Stelle raus und mach Mist. Vergleiche hier: Meine HU
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Du bist ja schon bald am Ziel angekommen. Läuft die Uhr 2 Minuten dann wird sie auch bald für immer laufen. Deine Bilder zeigen: An der Uhr wurde schon kräftig herumgebastelt. Elektrik: Der grüne Widerstand und der Kondensator sind nicht original. Der Widerstand sieht wie ein Widerstand aus einem Röhrenradio der 50iger Jahre aus. Der Kondensator kann nicht identifiziert werden. Der kleine braune Hebel ( mit dem Loch) war mal für einen zusätzlichen Schwinghebel auf der Sekundenwelle auf geklemmt. Die zugehörigen Kontakte wurden entfernt (Schade) und waren ganz links auf der Platinenschraube befestigt. Die Position des Hebel (dieser Hebel hat jetzt keine Funktion) auf der Sekundenwelle könnte verschoben sein. Den kannst Du vorsichtig in eine mehr senkrechte Lage verschieben, da stört er weniger. Verschiedenen Positionen ausprobieren. Die Platinen sehen sehr sauber aus. Zu sauber für einen ca. 50jährigen Betrieb. Die wurden schon mal gesäubert? Auf Deinem Bild....02 ist oberhalb der Mitte ein eine kleine Ms Rechteck Blech. Daran wurde experimentiert. man sieht deutlich unterhalb der Schraube eine Verfärbung. Mit diesem Rechteck kannst Du die Ankerwelle verstellen und damit den Eingriff auf das Hemmungsrad ändern. Auch das ist mit viel Ausprobieren kein Hexenwerk. Aber Vorsicht. Wenn kein Eingriff in das Hemmungsrad besteht können die Zahnräder durchrauschen. das Durchrauschen an einen Zahnrad mit einem Zahnstocher blockieren. Ich gehe immer wie folgt vor: Pendel ausbauen. Die Uhr läuft auch ( meistens) ohne Pendel oder die Pendelgabel mit zwei 10er Muttern beschweren. Aufzugsgeweicht gegen eine kleineres Gewicht austauschen. Gelegentlich vorsichtig am Gewicht ziehen. Und jetzt probieren. Wo liegt die Schwergängigkeit? Erst wenn das alles nicht hilft, nochmals drüber schlafen und mit der Demontage, Reinigung und Montage der Uhr beginnen. Ganz am Ende erfolgt die Elektrik. Durchhalten, es wird schon mit den vielen Ratschlägen.
Kontakt
Moderatoren
Foren-Regeln
Links
Xobor-Interview
Uhrenwerkstattforum
Thema drucken
07.01.2021 23:38
Antworten
) 
Dafür braucht man aber den entsprechenden Kontaktsatz der auch im 45° Winkel links angebracht wird.
Ich würde blind auch erst mal wie Roland auf das Planetengetriebe tippen was zu schwergängig ist.