Einige von Euch werden den Beitrag vielleicht schon kennen, beim Durchsuchen meiner Ordner ist er mir heute wieder unter gekommen und weil sowieso nix gscheites im Fernsehen läuft und das Wetter auch zu keinen anderen Aktivitäten einlädt und vor allem natürlich um Euch eine kleine Freude zu machen darf ich vortstellen:

Die Kunstuhr der Anker in Wien

Die ANKER Uhr - Wiens berühmte Kunstuhr am Hohen Markt ziert seit ihrer Erbauung 1914 als architektonische Gebäudeverbindung den Firmensitz der ehemaligen Anker Versicherung (heute Helvetia). Mitte erfolgte 2005 eine komplette Restaurierung und die ANKER Uhr wurde unter Denkmalschutz gestellt.



1911 plante die Anker Versicherung die mittlerweile zu klein gewordenen Häuserzeile an dieser Adresse durch einen Neubau zu ersetzen. Dabei musste der Durchgang zwischen den Häusern aber erhalten bleiben und so entstand diese Brücke. Wie damals üblich wurden solche Elemente künstlerisch ausgestaltet und so wurde der Bildhauer und Maler Prof. Franz von Matsch mit der Gestaltung beauftragt.
Hier eine Originalzeichnung von Matsch:



Und die Ausführung:




Die Uhr symbolisiert die Vergänglichkeit der Zeit und sollte ermahnen rechtzeitig Vorsorge zu treffen – ganz im Sinne der Versicherung.

Das Ungewöhnliche an dieser Uhr ist, dass die 60 Minuten nicht über einen Kreis, sondern über eine horizontale Wegstrecke verteilt sind. Die unter dem Sonnengitter befindliche waagrechte Zeitskala weist 12 Felder auf; die einzelnen Abstände entsprechen je fünf Minuten, die Viertelstunden sind jeweils durch Ziffern gekennzeichnet.



Über dem Haupt jeder Figur schwebt eine mit vergoldeten Flügeln versehene römische Stundenziffer. Jede Figur braucht Stunde, um den Weg von 0 bis 60 zurückzulegen. Der Stundenwechsel ist begleitet von einem sonoren Stundenschlag. So erfolgt die Angabe der Zeit auf originelle und doch einfache Art.



Die Brücke überspannt die Strasse über 10m und ist in der Mitte 7m hoch, die Uhr selbst hat einen Durchmesser von 4 Meter.



Die 12 Figuren sind eng mit Österreich und Wien verbunden und werden jeweils mit einem passenden Musikstück begleitet. Ursprünglich kam diese Begleitmusik aus einer eintausend Pfeifen starken Orgel, die erst 1956 durch eine Anlage ersetzt werden musste.



Auch die Hinterseite der Ankeruhr ist als Uhr – diesmal traditionell mit Ziffernblatt -ausgeführt.



Vier steinerne Kinderstatuen tragen das Dachgebälk.



Über der Uhr befindet sich ein vergoldeter Anker, das Firmenzeichen der ehemaligen Versicherungsgesellschaft, der wir diese schöne Uhr zu verdanken haben.



Wartungsfrei ist so eine Uhr nicht. Sechs Mal im Jahr kommt der Uhrmacher - zur Umstellung auf Sommer- und Winterzeit sowie zur Zeiteinstellung, denn alle drei Monate geht die Anker-Uhr ein bis zwei Minuten nach.
Na ja, und weil wir neugierig sind, wollten wir natürlich auch einen Blick hinter die Kulissen werfen und haben mit freundlicher Unterstützung der Helvetia Versicherung einen Termin bekommen um in die Uhr gehen zu können. Diese ist heute von einem Besprechungszimmer der Versicherung aus zu begehen.
Hier sieht man die hintere Uhr von innen, sie hat ein eigenes Werk (leider abgedeckt) und ein gläsernes Ziffernblatt.



Die andere Hälfte des Ganges nimmt die Mechanik der Figuren ein.



Das Uhrwerk ist eigentlich ein massiver Antrieb, der die 2,60m bis 2,80m großen Figuren vorantreibt.



Die Figuren sind in Kupfer getrieben, echt vergoldet und mit wetterfester Farbe bemalt. Das Vorführen aller Figuren dauert 18 Minuten und findet zur Mittagsstunde oder zu besonderen Anlässen statt.

Hier als Beispiel die 5Uhr Figur, König Rudolf von Habsburg in Begleitung seiner Gattin Anna. Das Orgelstück (eingespielt, die original Orgel musste nach dem Krieg entfernt werden da sie ausgebrannt war) ist ein Lied eines Minnesängers auf den König.




Jedenfalls ist eine massive Antriebskette und entsprechende Schmierung erforderlich. Uhrenöl No1-3 ist hier fehl am Platz



Bei aller Mechanik und Kunst stand auch ein Uhrmacher im Team von Pro. Matsch:

Kammeruhrmacher seiner Majestät des Kaisers und Königs: Franz Morawetz. Er war verantwortlich für Entwurf und Ausführung des Uhrwerks und der zum Betrieb des Figurenwerkes, des Schlagwerkes und der Orgel dienenden Apparate.

Seinen Namen findet man sonst nur in Verbindung mit Taschenuhren



Also, auch Wien hat was zu bieten!

Einfach Klasse ich glaube in Wien wäre ich in meinem Element, allein wenn ich an die Hundertwasser Häuser denke und das Uhrenmuseum.......

Ganz toller bericht, den hab ich grade zwar nur überflogen, aber werde ihn nachher ausführlich lesen

Hallo Silvia,

Herzlichen Dank für diese umfangreiche Dokumentation.

Als ich gestern die Bilder sah war ich wie elektrisiert, sodaß ich erst jetzt zum Kommentar komme.
Ich habe mich nämlich direkt an den Schreibtisch gesetzt und versucht diese einfache wie geniale Konstruktion in eine verkleinerte Version für eine Tischuhr umzusetzen. Das ist etwas was unsereiner als Uhrenbastler tatsächlich auch umsetzen kann.

Da hast Du Dir aber was vorgenommen Rolf.

Zitat von TickTackMann

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Da hast Du Dir aber was vorgenommen Rolf.

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Heinz, ich denke nicht das es allzu schwierig ist. Es soll natürlich keine Kopie der Anker Uhr werden.

Na Rolf, da hast Du Dir was vorgenommen! Ehrlich, der Mechanismus ist nicht wirklich eine Herausforderung, weder genau noch schön anzusehen, die Uhr wirkt durch ihre künstlerische Gestaltung und die Lage zwischen zwei Gebäuden, die Strasse überspannend.
Aber die Idee sie als Tischuhr umzusetzen hat schon was - aber wir bauen erst mal eine Turmuhr....

Zitat von Siverl

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Na Rolf, da hast Du Dir was vorgenommen! Ehrlich, der Mechanismus ist nicht wirklich eine Herausforderung, weder genau noch schön anzusehen, die Uhr wirkt durch ihre künstlerische Gestaltung und die Lage zwischen zwei Gebäuden, die Strasse überspannend.
Aber die Idee sie als Tischuhr umzusetzen hat schon was - aber wir bauen erst mal eine Turmuhr....

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Habt ihr schon eine Vorstellung wann die Turmuhr fertig werden könnte?

Auwei, nicht diesen Monat....aber vielleicht noch dieses Jahr?

Nach Phils Besuch in Wien sind wir jetzt alle mit Arbeit eingedeckt, ich kümmere mich um die Gussform und werde drüber berichten wenn die Form fertig ist und es zum Guss kommt.

Da wir ja - Josef ausgenommen - noch für unsere Brötchen ackern dürfen, müssen wir unsere Zeit gut einteilen.

Was mir gerade auffällt, Silverl, endlich mal ein Avatar das einem freundlich entgegen lächelt!

So schaut Sie immer drein wenn Sie gerade am Nil herumschippert.

lg Christian

Naja Dein eigenes ist ja auch recht sonnig ich könnt wetten wenn wir das ganze Bild sehen könnten stünde ein "Viertel" vor Dir auf dem Tisch, so zufrieden wie Du dreinschaust.

Nö leider, ich steh da gerade. Das Foto hat Philclock am Naschmarkt von mir gemacht.

lg Christian