Hallo, ich habe eine grosse Uhrensammlung übernommen und in dieser befinden sich zwei Taschenuhren, die ich nicht wirklich einordnen kann. Ob die etwas besonderes sind, funktionieren tun sie beide einwandfrei, aber ob sie aussergewöhnlich sind, würde ich gerne erfahren. Hoffe jemand kann mir helfen. Uhr 1:
Die erste ist ganz ok: eine neuere, vergoldete Tissot Halbsavonette in mittelprächtigem Gebrauchtzustand, vielleicht aus den 80er Jahren. Darin tickt vermutlich ein ETA/Unitas 6498. Die Uhren sind nicht besonders beliebt, aber das Werk wird gerne für Umbauten und Bastelprojekte genommen.
Die zweite ist eine stark gebrauchte (verbrauchte), evtl. silberne Taschenuhr, die schon mehr als 100 Jahre auf dem Buckel haben dürfte. Auch nichts besonderes, Massenware in keinem guten Zustand.
Die Qualität einer Uhr erschließt sich immer erst gänzlich, wenn man das verbaute Werk der Uhr zeigt. Ansonsten ist dies so, als wenn du ein Auto ohne Motor zeigen würdest und was soll man dazu schon groß sagen?
Was man erkennen kann wurde von Norbert bereits geschrieben. Mich als Sammler antiker Uhren interessiert die silberne Taschenuhr mehr als die vergoldete neueren Datums. Wobei es diese Gehäuseform der Tissot = Halbsavonette (Ablesen der Uhrzeit auch bei geschlossenem Sprungdeckel) auch früher bereits gegeben hat. Die silberne offene Taschenuhr ist eine typische Taschenuhr als Gebrauchsgegenstand der damaligen Zeit. Daher in Hinsicht auf den Hersteller oder die Technik nichts Besonderes. Diese Uhr mit der Zeigerverstellung über den seitlichen Drücker hat man etwas bis 1920 verwendet. Deine Uhr schätze ich zeitlich so um 1900 - 1910. Von Leuten, denen das Geld fehlte, wurden zu diesem Zeitraum noch einfachere Uhren mit Zylinderhemmung gekauft. Wie die Inschriften auf dem Staubdeckel deiner Uhr verraten, handelt es sich bei dieser Uhr um das bessere Werk mit Ankerhemmung und 15 Rubin - Lagersteinen. Man hat also beim Kauf etwas mehr investiert und damit eine Uhr mit besserer Ganggenauigkeit gekauft. Die eindeutigen Gebrauchsspuren an der Uhr verraten, dass man diese Uhr nicht nur sonntags zum Kirchgang getragen hat sondern vielmehr ständig über eine lange Zeit. Der schon länglich verformte Taschenuhrbügel zeigt, dass die Uhr an der Kette getragen wurde. Die Bereibungsspuren auf dem Rückdeckel sind die Folge des langen scheuern in der Tasche und die Haarrisse im Zifferblatt zeigen das die Uhr auch schon einmal aus der Hand geglitten ist und unsamft irgendwo gelandet ist. Diese Uhr hat also eine belegte Lebensgeschichte von über 100 Jahren hinter sich. Der Zustand stellt sich entsprechend dar, wobei es wirklich noch viele Uhren in schlechteren Zustand gibt.
Vielleicht magst du uns noch die Werke der Uhren zeigen?
Vielen Dank für die Werkansichten! Neuere Erkenntnisse bringen die Bilder nicht. Es ist genauso wie vorher von der Außenansicht der Uhren her bereits vermutet. Dennoch hat man auch gerne die Bestätigung und stochert nun nicht mehr im Dunkeln herum. Alles so wie erwartet. Dem Werk in der silbernen Taschenuhr sieht man die lange Dienstzeit deutlich an.
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05.04.2018 08:27
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