Diese Kamin- oder Tischuhr habe ich heute auf der Auer Dult in München gefunden. Für sage und schreibe 260€ konnte ich sie nicht stehen lassen.
Die Uhr hat ein kleines abschließbares Türchen vor dem Ziffernblatt mit Rundumverglasung aus Facettenglas. Das besondere ist aber das Uhrwerk. Es hat eine Grand Sonnerie mit Tag-Nacht Rhythmus.
Zwischen 7 und 19 Uhr schlägt sie wie ein einfaches Umschaltschlagwerk. Z.B.:
Ich vermute dass diese Funktion dafür gedacht ist, dass man nachts im dunkeln ohne elektrisch Licht die Uhrzeit nicht ablesen konnte. Darum werden die vergangenen Stunden mitgeschlagen, damit man mitzählen konnte wie spät es ist. Eine sehr schöne Uhr muss ich sagen!
Schönes Stück Die Winterhalder haben einen wirklich schönen Gong, rein und sehr lang nachklingend. Hatte auch mal eine, gewöhnliches Werk mit Viertelschlag. Irgendwann war es mir dann doch zuviel und sie musste gehen LG Christian
Ich habe die Uhr über die letzten zwei Tage bei mir auf der Arbeit überholt. Erstmal reichlich Bilder während des Zerlegens machen, denn das ist mein erstens Grand-Sonnerie-Umschaltschlagwerk welches aus nur einer Feder betrieben wird.
Es wird auch die Verschmutzung des Uhrwerks gut sichtbar. Vorallem nach Abnehmen der oberen Platine.
Dann lag das nackte Werk vor mir und die Räder und Platinen gingen erstmal ins Ultraschall. Es konnten das Gesperr und das Zeigerwerk direkt wieder montiert werden.
Allerdings mussten drei Lager ersetzt werden.
Bei dem letzten Lager war es mit nicht so einfach möglich das ersetzte Lager auf das richtige Höhen zu bringen, da der Anrichtstift für einen hebel im Weg war. Da jedoch der Zapfen noch herausschaut und es später von einem Hebel verdeckt wird, habe ich es so gelassen.
Die Hebelagenteile habe ich nicht im Ultraschall behandelt, da ich sonst durcheinander gekommen wäre. Daher habe ich alle Hebel und Federn mit Aceton, Siedegrenzbenzin und Wattestäbchen mühsam von Hand gereinigt.
Nun begann der knifflige Teil. Das Aufsetzen und Einstellen des Grand-Sonnerie-Schlagwerkes. Äußerst ungünstig ist es bei diesem Uhrwerk, dass das Hebnägelrad nicht einfach so verdreht werden kann. Dazu muss die Platine partiell abgehoben werden, das Räderwerk mit Rodeco gesichert...ihr kennt das Spiel ja. Nach anderthalb Stunden hatte ich es dann aber endlich. Uhr- und Schlagwerk laufen perfekt und das Pendel macht wieder eine beachtliche Amplitude! Nun ist die Uhr berreit für weitere Jahrzehnte zu laufen.
Das muss so, sonst würde es ja nicht funktionieren ;)
Die Lücke ist dafür da, damit der Abtasthebel für den Stundenrechen ab dem Zeitpunkt auch den Viertelrechen mitnimmt. Der dann folgende Zahn sorgt dafür dass beide Hämmer eine Pause machen und der letzte kleine Zahn ist dafür, dass der Viertelrechen weiter gehoben werden kann um die viertel Stunde zuletzt schlagen zu lassen, während der Stundenrechen auf der Endposition bleiben kann ohne wieder auf die Staffel zu fallen.
Mir wurde mittlerweile oft gesagt dass diese W&H Uhrwerke recht selten sind. Nicht unbedingt die mit Grand Sonnerie, sondern die, bei welchen das gesamte Schlagwerk auf die Rückseite gebaut wurde.
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18.10.2017 22:03 (zuletzt bearbeitet: 18.10.2017 22:15)
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und sie musste gehen 
