Ich habe als Bezahlung für die Reparatur einer ähnlichen Uhr, eben die folgende Tischuhr bekommen.
An der Uhr wurde schon viel gebastelt und gelötet; aber nunja, je älter die Uhr desto mehr Leute waren dran







Das besondere an dieser Uhr ist, dass sie eine Weckfunktion hat, welche durch ziehen einer seitlich herausgeführten Schnur, aufgezogen wurde.
Leider fehlte der komplette Hammer samt Spindel, Gegenlager und das Aufzugsrad an sich.

Also erstmal zerlegen und reinigen...



Ich habe dann beim Zusammenbau des Werkes, keine Teile nachgearbeitet, da die Uhr problemlos lief bzw. wieder lief und es meiner Ansicht nach auch keine Teile gab die SO arg verschlissen waren, dass Gefahr für die uhr bestand.
Man sieht dem kompletten Werk an, dass es wohl eine Uhr war die laufen MUSSTE. Geschichtlich erhaltenswert finde ich, darum habe ich auch optisch nichts aufpoliert oder geschliffen.







Geschmackssache, sicherlich. Aber für mich eben erhaltenswert :)

Nun ging es daran die fehlenden teile für den Wecker herzustellen. Hierbei habe ich extra drauf geachtet, dass keine Löcher neu gebohrt werden mussten, sondern nur berreits vorhandene Bohrungen und Gewinde genutzt wurden.
Zu meiner "Schande" gestehe ich, dass ich ein Gewinde (das vom oberen Gegenlager) metrisch nachgeschnitten habe, da die antike Schraube komplett fehlte.

Die Spindel wurde aus Rundmessing hergestellt, in welches dann zwei Messinglappen eingelötet und zurechtgefeilt wurden. Für diesen Zweck meiner Meinung nach ausreichend, da die Uhr nicht mehr als Wecker dient, sondern die Weckfunktion allenfalls zur Demonstration ausgelöst werden wird. Der Hammer wurde in ein rundes Futter eingelötet, welches wiederum an der Spindelwelle mit einer Schraube festgeklemmt wurde. Das obere gegenlager wurde aus einem Messing-Kant-Profil gefertigt und an der dafür vorgesehenen Bohrung befestigt.
Die komplette Weckkonstrunktion ist ohne Rückstände und Schäden wieder entfernbar, wenn man dies denn tun möchte





Dann wurde das ganze Werk wieder in das Gehäuse eingebaut.
Zum Schluss ging es noch an die Aufzugsrolle. Diese habe ich aus einer alten Umlenkrolle gefertigt. Ebenso den einfachen Messingring am anderen Ende der Schnur.
Zieht man an der Schnurr, dann wird das Weckerwerk aufgezogen. Wenn der Wecker klingelt, dann rollt sich die Schnur wieder auf der Rolle auf, solange bis der Ring an der Durchgangsbohrung im Gehäuse blockiert. Entwas Vorspannung habe ich der Weckerfeder gegeben, damit der Wecker nicht aufhört zu klingeln, bis eben der Messingring den Mechanismus stoppt.





Übrigends die Mutter rechts im Letzen Bild dieht noch als Zwischenstück für die Klemmlasche, welche das Ziffernblatt halten soll. Hierfür wird noch ein Stück messing zurechtgefeilt, dass dann ihren Platz einnehmen soll.
Eine sehr schöne Uhr, welche für ihr Alter, ihren Zustand und eine Spindelhemmung erstaunlich gut die Zeit hält (ca. 3 Minuten / Tag).

Finde ich ja cool die Uhr und die Lösung zur Instandsetzung des Weckers finde ich auch gut durchdacht (rückbaubar). Was ich noch nicht gesehen habe, ist, wie man die Weckzeit eigentlich einstellt, oder ich konnte es auf den Bildern nicht erkennen...

Um die Weckzeit einzustellen befindet sich unter dem Stundenzeiger eine Messingscheibe auf welcher die Zahlen 1-12 eingraviert sind. (Im 2. Bild gut zu erklennen)
Der "Schweif" des Stundenzeigers dient hier als "Weckzeiger". Will man nun um 7 Uhr geweckt werden, dann dreht man die Messingscheibe so, dass der Schweif des Stundenzeigers auf die 7 zeigt.

Aha, jetzt sehe ich es auch, Danke

Eine wirklich schöne Uhr. Gefällt mir. Obwohl ich die Spindel aus Stahl gefertigt hätte, finde ich die Idee sehr gut, alles so zu bauen, dass es die alten Bohrungen wieder verwendet. Außerdem bin ich mit Dir einig, dass man einer Uhr seine Zeit ansehen darf. Ich komme auch immer mehr dazu, Uhren nicht mehr zu polieren, wenn sie eine schöne Patina haben. Eine Sache ist mir aber noch nicht klar: Wofür ist der Ausschnitt im Zifferblatt da? Kalender oder Scheinpendel?

Frank

Ich würde sagen Scheinpendel, sieht man im 7ten Bild.
Übrigens eine sehr schöne Uhr, ganz nach meinem Geschmack.

Die Spindel aus Stahl zu bauen, war mir zu viel Aufwand.
Stahl lässt sich zudem schlecht löten, sodass ich sie eben aus einem Stück hätte feilen müssen.
Darum habe ich mich für Messing entschieden.

Und ja, im bogenförmigen Fenster im Ziffernblatt schwingt ein Scheinpendel, welches direkt mit der Spindel vom Gehwerk verbunden ist.

Eine sehr schöne Uhr Phalos
Hier in dieser Folge von "Kunst und Krempel" wurde eine ganz ähnliche Uhr von William Skeggs vorgestellt: