Morgen Kollegen!

Ich möchte ein Emaille Zifferblatt herstellen.
Das Messingblatt ist fertig. Ich habe jetzt das Bergeon 1590 Pulver bestellt.
Habe aber jetzt gelesen, dass dieses Pulver nur zu Reparaturzwecke verwendet wird.
Hat jemand Erfahrung damit?
Kann ich das Pulver vollflächig auftragen und anschließend backen?
Wie kann ich gleichmäßig auftragen? Sieben?
Oder soll ich besser ein anderes Pulver kaufen?

Danke für eure Tipps.

Boris

Na, so einfach geht das nicht!

Das Pulver besteht aus einer Mischung von Pigmenten und einer Art Wachs.

Richtiges Emailpulver besteht aus Mineralien und wird so bei ca. 1000 Grad eingebrannt. Weil Messing aus Kupfer und Zink legiert ist, kann man dieses Material nicht als Grundlage verwenden, sondern Kupfer, was die Temperatur aushält. Dazu benötigt man einen Emailofen und eine ganze Menge Erfahrung. Dann erst hat man nur die Grundlage des Blattes, es muss also auch noch bemalt werden. Und da beginnen eigentlich erst die Schwierigkeiten...

Emailblätter zu fertigen machen höchstens noch Spezialisten, und da wüsste ich keinen

Frank

Hallo Boris,

Zitat von Boris1 im Beitrag #1

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Ich möchte ein Emaille Zifferblatt herstellen.

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Zitat von Boris

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Das Messingblatt ist fertig. Ich habe jetzt das Bergeon 1590 Pulver bestellt.
Habe aber jetzt gelesen, dass dieses Pulver nur zu Reparaturzwecke verwendet wird.
Hat jemand Erfahrung damit?

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Das ist meiner Meinung nach ein Plastikpulver zum aufschmelzen ... kein Email.
Email ist fein vermalene Glaspaste und schmilzt bei Temperaturen ~780°C, ab 900°C geht Zink in deinem Messing schon in die Gasform und manche Messinge schmelzen da schon fast. Im Muffelofen des Goldschmiedes kann man als DIY einen so schmalen Grat kaum sicher erwischen.
Und so trivial wie manche denken, nach Backrezept Pulver draufstreuen backen fertig ist es nicht wirklich.

Zitat von Boris

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Kann ich das Pulver vollflächig auftragen und anschließend backen?
Wie kann ich gleichmäßig auftragen? Sieben?
Oder soll ich besser ein anderes Pulver kaufen?

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die grundlegende Technik geht so,

-den Rohlig aus Kupfer machen, schleifen und polieren und wenn moeglich vergolden, absolut reinigen. Bleibt beim emaillieren irgend ein puenktchen Kupfer unbedeckt dann gibt es einen haesslichen BraunGruenGrau chargierende Fleck, weil das Kupferoxyd die Glasmasse verfaerbt.

-Zuerst wird das Konteremail auf der Rueckseite und dem Rand aufgebracht. Dazu traegt man einen Haftgrund auf, ich spruehe dazu mit der Airbrush-Pistole Leimwasser wie einen Lackfilm auf, manche nehmen auch Kollodium-Lack(Harlack). Dann wird in den fluessigen Haftgrund das Emailpulver(60-80Mesh) aufgesiebt.
warum Konteremail, nun Glas hat eine andere Waermedehnung als Kupfer, ohne Konteremail wird das duenne Teil krumm, ausserdem hast Du ohne immer einen haesslichen braunen Rand.

-Das opake Weissemail wird genauso aufgetragen, Haftgrund aufspruehen Emailpulver aufsieben. 24 Stunden durchtrocknen lassen.

-Nun kommt das Teil das erste mal zum brennen in die Muffel, Temeraturverlauf und Zeit sind Erfahrungssache und sehr vom Email und dem Equipment abhaengig, und erfordet sicher einige Versuche.

-Ist das Teil am naechsten Tag langsam in der Muffel erkaltet, und ist alles schoen geworden, wird die oberflaeche mit Nasschleifpapier fein mattiert, wird mit einem weichen Bleistift die Vorzeichnung aufgebracht. Nun kommt das Teil zusammen mit einem Wuerfel Kalzit wieder in die Muffel. Der Kalzit flutet beim erwaermen die Muffel mit CO2 und sorgt dafuer das das Graphit der Vorzeichnung schneller einsinkt als verbrennt. Auch hier muss man probieren, das Email muss geradeso anschmelzen und wieder blank werden und die Vorzeichnung oberflaechlich einsinken.

-nun kommt das bemalen, mit Pinsel, Zeichen- oder Trichterfeder. Also wieder mattschleifen, etwas Haftgrund mit Kopierstift anfaerben und eine Figur also Strich oder Ziffer zeichnen, und das Farbemail mit dem Sieb aufstreuen, umdrehen und das ueberfluessige Pulver wieder abklopfen, trocknen lassen, und dann die naechste Figur.
(Die Industrie macht das per Siebdruck oder Fotodruck spiegelverkehrt auf feines Reispapier und klebt das Kopfueber mit Kollodiumlack auf das Teil, das extrem feine Farbemail ist dafuer mit geloestem Kollodium(Schiessbaumwolle) gebunden die wie das Reispapiervor dem schmelzen rueckstandfrei verbrennt, andere machen das via Abziehbild) Es gibt auch Kuenstler-Emailfarben auf Acrylbasis, die kann man selber direkt via Siebdruck aufbringenund einbrennen, aber dazu muss man auch diese Technik wirklich beherrschen.

-Bist du nun fertig kommt das Teil nochmal zum Einsinkbrand in den Muffelofen, auch hier muss das Temperaturegime durch probieren ermittelt werden, das Farbemail muss einsinken, das Grundemail muss sich wieder glatt ziehen, aber die Farbe darf nicht breitaufen ....

Schon bei Weckergroesse wuerde bei mir so ein Zifferblatt ausserordentlich individuell aussehen ... ;-) weil da meine individuelle reproduzierbare Zeichenfaehigkeit (~0,2mm) endet.

mfG
Matthias

PS. mal zum lesen Guggstduhier

Wir lernen seit Oktober 2016 die Herstellung von Emaille Zifferblätter in der Werkstatt und mussten dafür extra eine eigene Ecke für die notwendigen Werkzeuge, Ofen und Zubehör einrichten. Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass dies die höchste Stufe der Zifferblattherstellung ist. Gegen Emaillierarbeiten ist eine normale Zifferblatt Beschichtung mit Komponenten Lack und dazügehörigen Tampondruck kalter Kaffee.

Ich nehme an das Zeug von Bergeon ist wirklich nur für Reparaturzwecke gedacht und nicht für eine vollständige Beschichtung.

Ich habe alles über Emaille gelesen was ich in die Finger bekommen konnte und trotzdem sah mein erstes Zifferblatt wie ein Stück Kohle aus, als ich es aus dem Ofen genommen hatte. Erst nach etlichen Fehlversuchen hatte ich ein Blatt mit einer glatten Oberfläche ohne Einschlüsse. Es braucht viele Versuche und sehr viel Geduld. Bei transparenter Emaille wird es dann noch kniffliger.
Wichtig ist noch, dass die Emaille Dicke stimmen muss, da sonst die Aufzugswelle nicht passt. Normales Schmuckemaill ist meistens dicker als die Beschichtung auf Zifferblätter. Also muss man erst herausfinden wieviel man auftragen muss um die notwendige Dicke nach dem Brand zu erhalten. Ist die Schicht zu dünn, entstehen beim Brand Blasen, Flecke oder die Schicht springt beim Tampondruck.

Es ist eine wunderbare Arbeit, es macht Spass sich da rein zu lernen aber mal so nebenher ein Zifferblatt beschichten, dass halte ich für unmöglich.

LG
Joerg

Hallo Joerg,

Zitat von Sterntroja im Beitrag #4

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Wir lernen seit Oktober 2016 die Herstellung von Emaille Zifferblätter in der Werkstatt und mussten dafür extra eine eigene Ecke für die notwendigen Werkzeuge, Ofen und Zubehör einrichten........Also muss man erst herausfinden wieviel man auftragen muss um die notwendige Dicke nach dem Brand zu erhalten. Ist die Schicht zu dünn, entstehen beim Brand Blasen, Flecke oder die Schicht springt beim Tampondruck.

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Danke für die Tipps!

Ich denke ich werde mich mal einlesen und probieren.
Dazu muss ich dann noch Kupferrohlinge machen. Ich dachte es geht mit Messing auch.

Ich habe einen 1200 Grad Ofen zur Verfügung. Hatte ich mal von einem alten Ofenbauer gekauft der für den kleinen Laborofen keine Verwendung mehr hatte. Muffel und Digitalsteuerung hat er für mich noch neu gemacht.
Wollte damit Edelmetalle schmelzen hatte aber noch keine Gelegenheit dazu.
Also fehlt mir zum Erstversuch noch gutes Glaspulver. Hat jemand eine Empfehlung?

Die Ziffern wollte ich Drucken lassen. Tampondruck würde sich anbieten.
Ziffern zu malen würde ich mir nicht zutrauen. Dazu bin ich nicht begabt genug.

Mein Ziel wäre eine schöne weiße Oberfläche als Basis für einen Druck.

LG

Boris

Ob sich das Bergeonpulver eignen würde ahnlich zu arbeiten?
Aufsieben und backen? Ist dann zwar offensichtlich kein echtes Emaille aber möglicherweise auch ansehnlich.
In der Anleitung steht Messerspitze erwärmen und aufs Zifferblatt auftragen.
Ich interpretiere "erwärmen" als ca. 200?!?
Ich denke ich teste mal im Backrohr meiner Frau. Der Muffelofen verbrennt das Pulver (Kunststoff???) sicher.
Echtes emaillieren möchte ich trotzdem mal probieren.

Boris

Hallo Boris,

Zitat von Boris1 im Beitrag #6

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Also fehlt mir zum Erstversuch noch gutes Glaspulver. Hat jemand eine Empfehlung?

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Zitat von mbi03 im Beitrag #5

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Hallo Joerg,
eressant, Tampondruck mit Metalloxydfarbe zum Einsink-Brand?
Hast Du jemanden der das machen kann ?
Oder kannst Du das sogar selber ?

mfG
Matthias

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Ist ja witzig, dass das Thema gerade jetzt im Forum auftaucht, ich habe gestern die ersten Versuche mit Emaille gestartet. Ich habe den Gedanken, mit CNC die Vertiefungen zu fräsen, die dann mit verschiedenfarbigem Emaille gefüllt werden, ähnlich wie Cloisonné. Ich fürchte aber auch, es wird ein weiter Weg bis zu vorzeigbaren Ergebnissen.

Gruß
Norbert

Zitat von Boris1 im Beitrag #7

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Ob sich das Bergeonpulver eignen würde ähnlich zu arbeiten?
Aufsieben und backen? Ist dann zwar offensichtlich kein echtes Emaille aber möglicherweise auch ansehnlich. ...

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