Es hat mir ja keine Ruhe gelassen, weshalb ich mir meine Spindel nochmal genau angeschaut habe.
Sie wurde zerlegt und gereinigt.
An meiner bisherigen Beschreibung kann ich nichts ändern:
Über die Riemenscheibe kann das Lagerspiel eingestellt werden, jedoch kann das Kippen des hinteren Rings, wie ich es beschrieben habe, umgangen werden.
Hierzu wurde die Spindel gut geölt montiert und sowohl Riemenscheibe als auch Ring so gegen die Lager gedrückt, dass es leicht klemmt.
Schrauben wurde leicht angezogen, damit nicht alles gleich verrutscht.
Dann wurde von hinten mit einem kleinen Holzhämmerchen leicht gegen das Spindelende geklopft. Alles ohne jede Gewalt.
So wurde fortgefahren bis die Spindel wunderbar frei lief und das ohne merklichen Axialspiel.
So sollten Ring und Riemenscheibe den gleichen Axialspalt zum jeweilgen Lager aufweisen (und die Nickelschicht hatte ja vorher auch schon Einlaufspuren).
Von konstruktionstechnischer Seite ist das natürlich nicht als eindeutig gelöst zu bezeichnen.

Als Öl kam Mobil M-Velocite No.4 zum Einsatz. Habe es ganz am Anfang mit Tillwich Uhrenöl 3-5 versucht; geht auch, die Lager werden aber gemäßig warm und nicht so gut freigespült.
Das Lagerspiel stellt sich auch je nach Viskosität des Öl unterschiedlich ein. Beim Wechsel auf das Öl von Mobil ohne Zerlegen bzw. Nachstellen kam es zu einem merklichen Axialspiel; bei umgekehrtem Vorgehen zu einer starken Erwärmung der Lager im normalen Betrieb.

Bin aber immer noch am Überlegen, welches Öl für meine alte Drehe das beste ist. Empfohlen wird auch das Clock 992, laut Datenblatt ist es bezüglich des Verschleißes etwas besser als das Uhrenöl 3-5, spült aber schlechter frei. Habe da aber keine persönlichen Erfahrungen gemacht. Ich stehe immer auf dem Standpunkt etwas mehr auf den Verschleiß im Allgemeinen zu achten. Zu den dynamischen Rundlaufeigenschaften in Abhängigkeit der Versikosität des Öl wollte ich mich ohnehin nochmal schlaumachen.

Kritik jeder Art wird natürlich dankend angenommen.

@nobrett
Ich wollte mit meiner Aussage zu deinem Beitrag nicht zu barsch klingen.
Auf jeden Fall vielen Dank für die schnelle Antwort.

Gruß
MH

Velocite Nr. 4 ist unbedingt empfehlenswert. Es ist aber sehr dünn von der Viskosität, daß es das Spiel, was dein vermutlich dickeres Tillwich Öl ausgeglichen hat, nicht ausgleichen kann. Dünner Schmierfilm.

Mit dem Velocite wird die Spindel überhaupt nicht warm, es ist ja das beste Zeichen, das es da wenig Reibung gibt. Es baut scheinbar einen Top-Schmierkeil/ Schmierfilm auf und jede Berührung Metall-Metall wird vermieden.

Wenn Velocite Nr.4 uneingeschränkt zu empfehlen ist, dann bleibe ich dabei.
Aber wenn ich das richtig verstehe, dann führst du die Wärmeentwicklung nur auf eine Metall-Metall-Berührung zurück.
Das wäre so nicht ganz korrekt. Liegt eine solche Berührung nicht vor, sprich nur reine viskose Reibung, dann entsteht auch Wärme in Abhänigkeit der Visikosität und Lagergestalt.
Diese ist aber wieder von der Temperatur abhängig. D.h. die beiden Kennlinien (Wärmeentwicklung infolge viskoser Reibung und wiederum Viskosität als Funktion der Temperatur) verlaufen beim Erwärmen gleichsinnig bis ein Gleichgewicht mit der Wärmeabgabe in die Umgebung und der Wärmekapazität des Lagers entsteht. Ein kaltes Lager erzeugt demnach am meisten Wärme, vorausgesetzt die Wärmeausdehnung der verbauten Teile hat keine Auswirkung.
Ein warmes Lager muss also nicht zwangsläufig für erhöhten Verschleiß stehen.
Es ist schon ein richtig interessantes Thema!

Meine Überlegung war eben auch, wenn der Schmierfilm eine gewisse Dicke (bei höherer Viskosität des Öls) aufweist, dann könnte er doch im Betrieb einen besseren Rundlauf herbeiführen, da er besser dämpft. Natürlich alles nur in gerwissen Maßen. Muss mal ein bisschen suchen...zu meinem Luxusproblem.

Die Wärme vom Lager , wenn die von Metall auf Metall käme , wäre es schon zu spät! So habe ich´s dann doch nicht gemeint

Die Wärme kommt sicher hauptsächlich von der Reibung, welche das Öl/Ölfilm in sich hat, wenn es dicker ist. Es wird dauernd durchgewalkt, daher kommt m.E. die Wärme. Je dicker umso mehr Reibung und Wärme, weil man ja auch mehr Kraft braucht je dicker das Öl ist. Man merkt das , wenn man das Velocite benutzt, die Spindel dreht wunderbar leicht.

AAABBBEEERRR: ich hatte den Effekt, das sich der Film erst aufbauen muß, d.h. wenn die Drehmaschine lange steht und du mit der Hand die Spindel drehst, merkst du das sie kurz schwer geht, daß evtl. Metall auf Metall liegt, es hat das Öl mit der Zeit weggedrückt. Das wiederum ist bei dem dicken Öl nicht, weil es nicht weggedrückt wird.

Die dickere Brühe, kann auch den Spalt mehr ausgleichen, deshalb wirst du den Spalt bei dickerem Öl evtl. nicht merken, wärend beim Dünneren auch der Film dünner ist und das Spiel evtl. merklich wird.

Gruß Thilo

Alles klar! Mein Fehler!

Dann haben wir die gleichen Erfahrungen gemacht!
Auch die Sache mit dem langen Stillstand kenne ich genau so, aber da ich meine Drehe immer erst aufbauen muss bevor ich sie verwende, überprüfe ich den freien Lauf erst von Hand (man weis ja nie). Interessanterweise hält der Schmierfilm danach sogar ein paar Minuten.

genauso ist es, wenn ich die Kiste hervorkrame, ist erstmal die Spindel fest. Schön das das bei dir auch so ist, das beruhigt...

Die alten Uhrmacher haben sich über das Öl keine so großen Gedanken gemacht. Es wurde da 'Nähmaschinenöl' oder ähnliches genommen. Auch Flume usw. haben Öl ohne weitere Spezifizierung angeboten.

Um auf die Lager zurückzukommen: der Ring hinten hat überhaupt keine Wirkung, da dadurch das Axiallager doppelt bestimmt wäre. Es kann immer nur eine Fläche tragen in einer Richtung tragen. Diese Drehbänke waren nicht für große Belastungen durch das Drehen 'vom Spindelstock weg' ausgelegt, was ja auch in der Uhrmacherei kaum vorkommt. Das vordere konische Lager nimmt die Axialkräfte in Richtung auf den Spindelstock, sowie einen Teil der Querkräfte auf. Das hintere Spindellager nimmt praktisch nur die Querkräfte auf, die durch Hebelwirkung der Spindel verstärkt werden. Die Gleitfläche der Riemenscheibe fängt zusammen mit der entsprechenden Lagerfläche am vorderen Spindellager die Axialkräfte vom Spindellager weg auf.

Bei den größeren Drehbänken mit WW-Bett ist das etwas anders, da diese ja auch an Feinmechaniker verkauft wurden, bei denen durchaus auch vom Spindellager weg gedreht wird. Diese Spindeln haben einen Doppelkonus. Der hintere Konus wird mit der Feingewindemutter in das hintere Spindellager gezogen. Die Wolf, Jahn & Co.-Spindelstöcke Modell 'Victoria' waren nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Dieser Doppelkonus tritt bei allen Feinmechaniker-Drehbänken bis in neuere Zeit auf (und wurden dann von Doppel-Kegelrollenlager verdrängt).

Alles klar, wefalck.
Dann schiebe ich die Sache mit dem Öl mal beiseite und betrachte es als erledigt.
Danke nochmal!

Über die Überstimmung der Lagerung war ich mir im Klaren, deshalb wurde es ja von mir als nicht eindeutig beschrieben.
Der einzige Weg dem Ring einen Sinn als Lagerbestandteil zu geben bestand eben in der von mir geschilderten Art der Axialspieleinstellung.
Die Nickelbeschichtung ist aber an genau dieser Stelle der Sache nicht dienlich.

Danke für die Aufklärung bezüglich der unterschiedlichen Lagerandordnungen.

@wefalck
Eine Frage hätte ich dennoch:
Ich hatte einen Link zu deiner Webseite gesetzt. Bei dieser kleinen 6mm-Lorch ist dieser Ring auch vorhanden, eben mit den selben Madenschrauben.
Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, dass ein Feingewinde zur Lagerspieleinstellung vorliegt.
Wenn keine Muttergewindehülse oder Schale im Ring enthalten ist, dann würden die Madenschrauben beim Anziehen das Gewinde doch zerstören.

Hier nochmal der Link:
http://www.wefalck.eu/mm/tools/sales/Lorchkl-2.JPG

Ich muss jetzt ein wenig schmunzeln.
Die Ölfrage gestaltet sich ja ähnlich derer bei Uhren bzw. deren Reinigungsmitteln.

Aber wie gesagt: Verschleiß steht bei mir ganz oben auf der List.

Außer der Wärme hatte ich mit zäherem Öl bisher keine Probleme und die hielt sich in Grenzen: vielleicht 40°C bei höheren Touren.

Aber interessant!

Danke für deine Meinung und Mitteilung deiner Erfahrungen, Mahlekolben.
Wie hat sich das denn mit dem Verschleiß geäußert? Dunkler, flockiger Niederschlag im übergelaufenen Öl oder schon schwarze Schmiere?

Zitat von Mahlekolben im Beitrag #39

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Velocite nur bei hoch drehenden Spindeln mit minimalstem Spiel verwenden!

Der Ölfilm ist zu dünn, Schäden an den Lagern können entstehen.

Ich hätte mir meine Spindel mit dem Öl fast versaut, mit feinstem Baumarkt-Nähmaschinenöl läuft sie wunderbar.

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Aber hier ist Velocite doch gelobt worden: Super Öl für die Spindeln von Uhrmacherdrehbänken

Ist das nicht mehr der neueste Stand?

Gruß Thilo

Ich verwende seit 30 Jahren ordinäres Nähmaschinenöl und scheine keine Probleme damit zu haben. Jedenfalls ist das Öl, das aus den Spindeln austritt sauber.

Aber dieses, was sicher schon einige kennen, ist doch eigentlich eindeutig:
Unbenannt.PNG - Bild entfernt (keine Rechte)

Die Konstruktion der Drehbänke ist mittlerweile gut 140 Jahre alt, damals gab es all diese Öle noch nicht. Wo bekäme man auch 250 ml von diesen Ölen ? Mehr habe ich nämlich in 30 Jahren nicht verbraucht.