Bronze-Gehäuse bei Armbanduhren sind im Moment sehr gefragt. Tudor, IWC und viele andere grosse Marken haben Modelle mit solchen Gehäusen im Angebot. Die Idee dahinter ist, das die Gehäuse mit der Zeit eine "schöne Patina" bekommen, und jedes Gehäuse irgendwie anders aussieht. Ich habe Uhren gesehen, welche richtig grün waren, was auf die Oxydation des Kupfers zurückzuführen ist.
Der Schweiss enthält Säure, welche diesen Oxydationsprozess beschleunigt und bei manchen Menschen wird nicht nur die Uhr, sondern auch das ganze Handgelenk grün.
Grünspan ist doch giftig!? Wie gefährlich kann so ein Bronze-Gehäuse also für die Gesundheit sein?
Gemessen an den Anforderungen an moderne Gehäusewerkstoffe halte ich Bronze für völlig indiskutabel. Daß Nobelmarken auf diesen Zug aufspringrn, dürfte allein der Aussicht auf Gewinn geschuldet sein.
Ich habe seit nun fast 4 Jahren eine Bronzene (Ancon). Schon nach wenigen Tagen veränderte sich ihr Aussehen: Das Gehäuse begann sich an den Flanken bogenförmig von Horn zu Horn zu verfärben. Das lag an der Intensität des Hautkontaktes und gefiel mir gar nicht. Es sah einfach nur schmutzig, ungepflegt aus. Ich habe das Patinieren dann selbst versucht. Das habe ich zunächst an Centmünzen ausprobiert (5er und 10er, weil unterschiedliche Kupferlegierungen). Das ansprechendste Ergebnis habe ich mit Kaliumpolysulfid (= Schwefelleber) erzielt. Die so erzeugte Patina ist chemisch betrachtet kein giftiger Grünspan, sondern Kupfer(II)-sulfid. Das ist nicht wasserlöslich und besitzt keine Gefahrstoffkennzeichnung (siehe: >>Wikipedia<<). Abseits davon, daß die größte Kontaktfläche der Edelstahlboden ist, betrachte ich die Bronzeuhr als nicht mehr gefährlich, als das daran befestigte Lederarmband, das im Zweifel chromgegerbt ist. Allerdings trage ich die Uhr auch nicht häufig.
Zitat von 10:10 im Beitrag #2Gemessen an den Anforderungen an moderne Gehäusewerkstoffe halte ich Bronze für völlig indiskutabel. Daß Nobelmarken auf diesen Zug aufspringrn, dürfte allein der Aussicht auf Gewinn geschuldet sein.
Ich hatte mal eine Chronoswiss Regulatuer, welche auch ein Bronzegehäuse hatte. Chronoswiss hatte damals aber nur ca. 500 Stück gebaut als die ersten Reklamationen wegen grüner Handgelenke kamen.
Wie 10:10 richtig bemerkt hat handelt es sich bei der Bronzeausscheidung um Kupfer-II-sulfid, welches eine deutlich grüne Färbung hat. "Grünspan" (chem. Kupfer-II-acetat) hat, anders als der Name vermuten lässt, eine sehr türkise bis hellblaue Färbung und ist in der Tat gesundheitsschädlich.
Grünspan ist allerdings ein Kupfersalz der Essigsäure, welche nicht, bzw. zu vernachlässigbarem Teil, im Körperschweiß vorkommt. Dieser besteht zum größeten Teil aus Wasser, Mineralsalzen und Schwefeliger Säure.
Ich beurteile Bronzegehäuse anders. Wenn ich Bronze sage meine ich Rotguss RG8.
Wenn ich eine Uhr baue, dann bin ich ambitioniert, das Optimum zu erreichen und scheitere regelmäßig an meinen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Mein Traum wäre es, eine Uhr in der optischen Perfektion einer aktuellen Omega hinzukriegen. Obere Mittelklasse. Edelstahl ist nicht gerade leicht zu bearbeiten, daher sind die meisten selbstgebauten Edelstahlgehäuse ziemlich simpel gestrickt. Mein erstes und einziges bisher auch. Die Bearbeitungsmöglichkeiten schränken die Gestaltungsmöglichkeiten ein.
Messing lässt sich dagegen sehr gut bearbeiten, eine Messinguhr kann man aber nicht tragen. Sie wird vom Hautschweiss zerfressen und geniesst in Uhrenliebhaberkreisen keinerlei Wertschätzung, auch nicht wenn Sie mit einer Vergoldung, Verchromung, Vernickelung, Lackierung oder Beschichtung veredelt ist. Ein Messinggehäuse entwertet eine Armbanduhr geradezu.
Anders bei Bronzeuhren. Diese werden hoch geschätzt. Bronze ist auch leicht zu bearbeiten und kommt mir als Selbstbauer daher entgegen. Hentschel in Hamburg wirbt mit einer speziellen Oberflächenbehandlung, die die Oberfläche der Uhr dauerhaft vor Verfärbung schützen soll und positioniert die Uhr optisch bei Rotgold.
Ich habe Stahl als Gehäusematerial bei mir noch nicht abgehakt, aber RG8 steht bei mir ganz oben auf der Liste der Gehäusematerialien für selbstgemachte Armbanduhrengehäuse. Silber färbt den Arm schwarz, Gold ist mir zu teuer. Plastik will ich nicht, Holz könnte vielleicht ein Thema werden können, ist aber nicht unproblematisch. (Was habe ich vergessen?)
'750Gold (18ct.) ist nach Volumen ca.! 50% Gold und zum Beispiel 50% Kupfer . Bronze mit Gewicht-Anteilen von zum Beispiel 25% Zinn und Rest in Kupfer hat auch Volumen-Anteile von 50zu50% . Das Leben ist gefährlich / man stirbt daran . LG Alexander
Zitat von nobrett im Beitrag #5Silber färbt den Arm schwarz, Gold ist mir zu teuer. Plastik will ich nicht, Holz könnte vielleicht ein Thema werden können, ist aber nicht unproblematisch. (Was habe ich vergessen?)
Gehärteten unmagnetischen rostfreien Stahl hast Du vergessen. 1.4404 lässt sich z.B. ganz ordentlich bearbeiten und nach einer Plasma-Härtung ist er verzugsfrei und ohne jeden Zunder kochenhart an der Oberfläche. So verkratzt nichts so schnell.
Ich verstehe nicht, wie man an einem Präzisionsinstrument Patina in Form von Hautsäureangriff anstreben will.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Du suchst Dir einen Dienstleister und zahlst dafür... habe auch schoon mit Bronze geliebäugelt aber bin davon weg.... Zinnbronze ( ohne den nennenswerten Bleianteil der RG7 ) ist im direkten Vergleich teuer und nicht in den für meine Entwürfe geeigneten Abmessungen verfügbar.... wie siehts bei Neusilber als Gehäusewerkstoff aus ansonsten ... Mein erstes Gehäuse ist aus 1.4112 Chirurgenstahl da Nickelfrei ... war aber ziemlich doof mit der Fräse da ich mit den Drehzahlen nicht so weit runter komme Drehen bei 1000 rpm dagegen mit 0.2mm / Passe war richtig gut!!!
Dienstleister suchen mag ich nicht. Ich will es ja selber machen. Sonst hätte ich noch mehr Ideen und würde ich mir einen Zahntechniker suchen der 3D Modelle aus Keramik fertigen kann.
Der Bleianteil verbessert die Zerspanbarkeit. Ob wirklich welches drin ist muss man sich sowieso angucken, es gibt ja auch bleifreie Legierungen. Oft ist auch Nickel drin. Das will man auch nicht auf der Haut. Das ist aber auch ein sehr diskutables Thema, denn angeblich enthält sogar der Rolex Feenstahl Nickel.
Mit Neusilber habe ich experimentiert, aber die Zerspanbarkeit ist gewöhnungsbedürftig. Und gibt es dafür Wertschätzung im Uhrenbereich ausser für Werkplatinen?
Eine langsam drehende 80mm CNC Spindel müsste doch eine echte Marktlücke sein. Vielleicht sollte man mal einen Selbstbau starten...
Ich weiss zwar nicht was Feenstahl sein soll, aber praktisch jeder übliche rostfreie Stahl ist Nickel und Chrom legiert. Typischerweise grob 18% Crom 8% Nickel. Daher die Beziechnung 18/8 für Kochtopfstahl. Die Zerspanbarkeit wird durch Schwefelanteil gesteuert. Wer da ein Problem mit dem Nickelanteil hat wird mit einem grünen Fleck auf dem Arm von der Bronze auch nicht glücklich werden.
Plasmahärten kann man sogar 1.4305 und das ist ein Automaten-VA mit sehr schöner Zerspanbarkeit. Der lässt sich nur nicht besonders polieren. Hier ist 1.4404 viel besser
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Das mit der Keramik habe ich auch im Auge.... die Grünlinge lassen sich sogar fräsen ... allerdings ist danach Sintern angesagt und die Feinbearbeitung danach ist dann nur noch mit Schleifwerkzeug möglich... extrem gut temperiert... sonst knackst Du an Kanten und Schwachstellen gleich massig weg..
Sie ist halt noch härter als gehärteter Stahl, aber schon die Vorteile des letzteren werden in den wenigsten Uhren genutzt. Dabei ist die Herstellung eines Stahlgehäuses technisch ein Klacks gegenüber einem Keramikgehäuse. Dafür bricht dir unter Umständen bei der Keramik ein Bandanstoß ab, wenn die Uhr runterfällt. Overengineering ist auch keine Tugend.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
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14.12.2016 22:29
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