In diesem Beitrag wurde eine alte Röhrenzeitwaage in Betrieb genommen. Unklar blieb, ob sie überhaupt richtig arbeitet.

Der Hintergrund ist, bei diesen alten Geräten wurde der Takt des eingebauten Quarz nicht wie heute digital heruntergeteilt auf die Messfrequenz (30/33/36Hz), sondern analog geteilt.
Dazu waren mehrere Schwingkreise hintereinander geschaltet, mit je 6-10-fach kleinerer Frequenz, die immer von der vorherigen (höherfrequenten) Stufe auf ihrer Eigenfrequenz angeregt wurden. So konnte das Teilen mit wenigen Röhren erreicht werden.

Mit den Jahrzehnten haben sich aber oft die Werte der verbauten Kondensatoren in diesen Teilerstufen verändert (Phalos wird's bestätigen ), sie wurden größer - eine völlig falsche Messfrequenz wird dann erzeugt.

Um zu prüfen, ob der Teiler noch stimmt, kann nun ein künstliches Ticken über die Soundkarte erzeugt werden.
Per Lautsprecher oder noch besser Piezoscheibe am Kopfhörer-Ausgang wird das Mikrofon der Zeitwaage erregt.

Sucht man nach "Wave generator download", findet man Programme, um sich selbst ein Ticken zu erzeugen. Ein Beispiel wäre der 'nch tone generator', den ich für die Erzeugung des Anhangs benutzte.
Einstellung: 'Rechteck', 2.5Hz für 18000 / 2.75Hz für 19800 / 3.0Hz für 21600 / 4.0Hz für 28800

Aufgrund der Eigenschaften der Soundkarten kann ein Frequenzfehler von +/- 0...10 s/d auftreten, was aber für diesen Funktionstest unwichtig ist.
[[File:Ticken.zip]]

Ich selbst habe auch eine Röhrenzeitwaage mit zwei eingebauten Vergleichsquarzen.
Als problematisch haben sich hier nur die Elkos (besonders von ROE oder den Hydra-Werken) erwiesen. Diese steigen in der Kapazität und der Isolationswert (ESR) sinkt => Durch den Elko fließt nach und nach mehr Strom, er erwärmt sich bis er kaputt geht oder platzt.

In besonders hochwertigen Zeitwaagen (mit hochwertigen Röhren wie z.B. E83CC etc.) wurden auch hochwertige Papier- bzw. Folienkondensatoren verwendet. Beide Varianten sind hier hermetisch abgeriegelt und wunderbare Teile.
Aber auch damals gab es schon Qualitätsunterschiede und bei billigeren Geräten wurden Papierwickelkondensatoren verwendet, die mit Teer oder einer bitumenartigen Masse vergossen waren. Diese Kondensatoren ziehen Feuchtigkeit aus der Luft oder aus dem Papiermaterial selber, und somit SINKT die Kapazität und der ESR STEIGT zunächst bis zu einem gewissen Punkt. Bei überschreiten dieser Grenze sinkt der ESR schlagartig auf Null und ein Kurzschluss entsteht. Desswegen sollten diese Teile besonders geprüft und ggf. ausgewechselt werden. Heutige Folienkondensatoren haben dieses Problem nicht mehr, da kein Papier mehr verwendet wird sondern entweder Kunststoff- oder Metallfolien.

Bedingt durch die oben aufgeführten Punkte ist davon auszugehen, dass bei bleiben der Problemkondensatoren die Zeitwaage nicht "genau" ist.
Auch nach langem, stromlosen stehen müssen sich die Quarze erst wieder "einschwingen" und nachaltern. (Die Alterungskurve von Quarzen ist ja bekannt).

Besonders problematische Dinger können auch Widerstände der Firma VITROHM sein.
Diese fiesen Teile bestehen aus Presskohle und erzeugen oft den Fehler, dass unter höherer Spannung (ab ca. 60-80 Volt) der Widerstand hochohmig wird!
Misst man ihn aber mit einem Messgerät unter den geläufigen 9 Volt Prüfspannung, dann stimmt sein Widerstandswert. Da habe ich mir schon mal einen Wolf gesucht, bis ich dadrauf gekommen bin...
Hochohmige Widerstände verursachen zwar einen Kurzschluss, aber sie können die Schwingkreise verstimmen => Zeitwaage geht nicht "genau".

Hallo Benny,

ich denke Du bringst da gerade etwas durcheinander.

Den Verlustwiderstand ESR kann man sich am ehesten als einen in Reihe zum Kondensator geschalteten Widerstand vorstellen. Dieser Widerstand bestimmt zum einen wie schnell der Kondensator umgeladen werden kann (da er den maximalen Strom begrenzt) zum anderen sorgt er bei häufigem Umladen (wenn der Kondensator an Wechselspannung betrieben wird) für thermische Verluste (er wird warm).

Mit dem Isolationswiderstand hat der ESR aber nun gar nichts zu tun.

LG
Sigi

Richtig. Mein Fehler. Irgendwie hatte ich diesen Begriff im Kopf, aber gemeinst war und ist natürlich nur der Isolationswiderstand.

Nur mal so zur Information, damit der Leser weiß worüber gesprochen wird, hier mal die grundsätzlichen Infos zu "DEM" Kondensator:


http://www.elektronik-kompendium.de/sites/bau/0205141.htm

Die "bösen und guten" Typen kann man hier auch vergleichen: http://dampfradio.iphpbb3.com/forum/9878...satoren-t3.html

Au wei, das K-Wort hätte ich wohl besser weggelassen...

Ich wusste nicht dass es eine rhetorische Frage war.

Nein, nur ein bisschen - deine Hinweise waren auch sehr nützlich!

Trotzdem ist das ja hier eigentlich nur ein Nebenthema.