ich möchte Euch nach und nach meine selbst gebauten Spezialwerkzeuge vorstellen. Vieles ist nicht mehr im Handel, oder so teuer, daß der Eigenbau oft die einzige Alternative ist. Vielleicht dient die Vorstellung dem Einen oder Anderen als Anregung.
Das Material kaufe ich beim Wilms-Metallmarkt, der auch Zuschnitte und Kleinmengen an Endverbraucher liefert.
1. Abhebewerkzeuge für Großuhren
Das Werkzeug ist der Bergeon-Keilgabel nachempfunden. Silberstahl-Vierkant (2x2 und 3x3 mm) ist keilförmig zugefeilt, geschliffen und poliert. In ein Messingheft mit passendem Schlitz eingesetzt, und mit dem Silikonschlauch federnd gelagert. Damit kann man ganz leicht Schloßscheiben, Schöpfer u. ä. zerstörungsfrei abheben.
Die einfachen Abheber kann man auch ohne Werkzeugmaschinen mit Feile und Schleifbock aus Silberstahl machen. Verschiedene Größen mit Durchmesser 4-6 mm, gehärtet und blau angelassen.
Die ersten sind aus Automatenstahl, die späteren aus Messing, weil die keinerlei Magnetismus annehmen können. Das Grundmaterial ist 3 mm, die Köpfe 1,2-2 mm. Mit Hemmungsfeilen Hieb 8 sind teilweise Kerben im 120° Winkel eingefeilt. Damit kann man alle Dreibein-Sicherungen, KIF Trior, Diashock usw. entfernen und einsetzen.
Bei den meisten Chronografen drehen sich Hebel auf Ansatzschrauben.
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Werden die Hebel dann mehrmals ab- und anmontiert und das berühmte "Gefühl" fehlte dabei, dann arbeitet sich der Ansatz in die weichere Platine und der Hebel klemmt, wenn die Schraube wieder korrekt angezogen wird. Deshalb findet man oft, dass diese Schrauben noch locker sind - der Kunde merkt es ja nicht. Ist dann aber großer Murks.
Bei ebenso vielen Chronos findet man auch, dass der betreffende Hebel unten dünner gefeilt wurde. Natürlich nicht genau flach sondern gewölbt wie ein Schaukelstuhl - und so sitzt der Hebel auch, er ist für immer verdorben.
Die richtige Abhilfe wäre hier, den Schraubenansatz zu verlängern, damit der Hebel bei fester Schraube wieder dreht. Dafür hatte ich mir mal Punzen gefertigt, mit denen man dünne Scheibchen ausstanzen kann, die dann über das Gewinde bis zum Ansatz geschoben werden. Rohmaterial sind Spreizfedern, Unterlage ist Blei, Werkzeug ein Hammer.
Werkzeug zum Einlacken und Verschieben der Ankerpaletten
Wer sich einen Bergeon Echappemeter nicht kaufen möchte, kommt vielleicht mit so einer Vorrichtung zurecht:
Die Grundplatte ist Messing ca. 50x20x1,5 mm. Mit den zwei Schrauben M2 ist der Klemmbügel mit der Platte und dem Träger (6x6 mm Vierkant) verschraubt. Das Ganze ist auf einem Sockel, unter den der Spiritusbrenner passt. Der Messingvierkant wird erwärmt. Dabei kommt der Ankerzapfen niemals direkt mit der Flamme in Berührung, eine Gefahr des Ausglühens besteht nicht, die Wärme wird aber lange genug gehalten, daß die Paletten ohne direkte Flamme verschoben werden können.
Zum Klemmen der Anker nehme ich eine konisch zugespitzte M2-Schraube und Röhrchen bzw. Hülsen zum Schutz von Welle und Zapfen. Der Längsschlitz verringert das Gewindespiel.
Auf ebay oder Flohmärkten findet man häufig Spitzen, Futter und ähnliche Einsätze für die Reitstockpinole der Uhrmacherdrehbank. Meist passt aber der Konus nicht. Daher muß man sich die Pinole mit Bohrung selbst machen. Das ist garnicht so schwer:
12_Bohrer.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Boley, Lorch und Präzima Drehbänke haben Pinolendurchmesser 7,50 mm. Dieses Material gibt es als gezogene Rundstange beim Wilms Metallmarkt, sodaß man diese Passung nicht drehen muß.
Herstellung des Bohrers: Zunächst misst man den Konus der Einsätze (kleinster und größter Durchmesser und Länge), dreht Probestücke und verstellt den Winkel am Support solange, bis die Maße stimmen. Dann spannt man Silberstahl ein, und dreht den Konus.
Daraus feilt man einen einfachen Zweischneider. Nach Härten und Anlassen werden die Schneidkanten mit einem Ölstein poliert. An das Werkzeug werden keine großen Anforderungen gestellt, man braucht es ja nur 1-2 mal.
Mit einem Spiralbohrer (Durchmesser dem kleinsten Konusdurchmesser entsprechend) bohrt man vor. Mit niedriger Drehzahl und viel Öl wird dann der Konus aufgerieben.
Je nach Möglichkeiten macht man eine Querbohrung oder Einfräsung, um die Einsätze nachher ausdrücken zu können.
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30.05.2015 14:20
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