Hallo alle miteinander
Vor wenigen Tagen saß ich mit Freunden zusammen und wir quasselten über meinen „Uhrentick“. Dabei kamen wir von hochaktuell bis ziemlich weit in die Geschichte hinein auf die allgemeine Frage über grundsätzliches zur Zeitmessung und -bestimmung und wunderten uns, dass keiner von uns diese relativ einfachen Fragen mit Bestimmtheit beantworten konnte. Hektische googeleien führten zu vollkommen verschiedenen Positionen und Verallgemeinerungen.
Deshalb hier in diesem Forum, wo sich die (Zeit)Experten ja alle tummeln, einige ganz grundsätzliche Fragen zur Zeitmessung bzw. -bestimmung:

Wie bestimmt man eigentlich die genaue Zeit?
Klar, wenn die Sonne am höchsten steht, ist es genau mittags zwölf Uhr. Darauf hat sich die Menschheit ja seit Jahrtausenden geeinigt.
Zusätzlich braucht man den Tag, wo Tag und Nacht gleich lang sind. Auch klar.
Außerdem ist das in Berlin anders als in Moskau oder London. Noch mal klar.
Und bei uns in Deutschland kommt die genaue Zeit derzeit und mittlerweile von der physikalisch, technischen Bundesanstalt in Braunschweig per Atomuhr
(wie die funktioniert, will ich gar nicht so genau wissen!),
sogar auf die millionste Sekunde. Auch in Ordnung.
Aber wie legt wer das so genau fest? Wie kann man auf die millionste Sekunde bestimmen, das JETZT der Zeitpunkt ist und eine millimillimillisekunde später der Nachmittag beginnt? Andere Länder betreiben ebenfalls Atomuhren, werden die miteinander abgeglichen? Wenn sich nun eine winzige Abweichung zwischen einer Uhr in Moskau und einer in Washington ergibt, wer bestimmt dann, welche Uhr „falsch“ geht? Kann man das überhaupt bestimmen? Oder einfach nur behaupten, argumentieren und sich einigen (oder auch nicht)?

Wie wurde das früher eigentlich gemacht? Als es weder Atomuhren, noch nicht mal Quartzuhren gab? Also zu Kaisers Zeiten oder vorher? Wie konnten die Fa. Riefler, Strasser und wie sie noch alle hießen…. z. B. bestimmen, dass ihre Uhren tatsächlich so genau gingen, wie angegeben? Das musste man doch nachmessen können!
Womit?
Referenzuhren gab`s ja gar nicht. Wir reden hier ja von ca. 1890!

Oder noch früher, in Harrisons Ära? Wie wollte man etwa 1750 in der Südsee bestimmen, wie spät es just zu diesem Zeitpunkt in London war, um an der Zeitdifferenz die Ganggenauigkeit der mitgebrachten „H4“ zu ermitteln?
Das interessante Büchlein „Längengrad“ bleibt in diesem speziellen Punkt nämlich ziemlich allgemein.

Nach letztendlich ergebnislosen Diskussionen kamen wir zu dem Schluss, dass man das astronomisch oder physikalisch gemessen haben muss. Doch wie und mit welchen Instrumenten?
Weiß da von euch Experten jemand was genaues?
Könnte man das heute, 2014, auch noch?

Würde mich brennend interessieren!

Hallo

Grob gesagt, wird Zeit an Hand von periodisch ablaufenden zu beobachtenden Ereignissen gemessen.
Das war früher die Erdrotation, der Lauf der Sterne, und heute die Schwingung eines Atoms.
Das wurde einmal festgelegt (und wird gegeben falls auch korrigiert), und so wie die Länge des Urmeters dann von fast Allen so verwendet.

Gruß hermann

Guck mal Da:
http://de.wikipedia.org/wiki/Passageninstrument
so ging das vor den Atomuhren.
lg Christian

Die Atomuhr ist zwar sehr genau, gibt uns aber nur eine festgelegte mittlere Zeit.

Mit Beobachtung des Sonnenstandes erhalten wir nur die tatsächliche Ortszeit. Infolge der ungleichmäßiges Geschwindigkeit der Erde beim Sonnenumlauf schwankt die Tageslänge im Verlauf des Jahres. (ausführliche Informationen bekommt man zum Stichwort Äquation bzw. Zeitgleichung)

Die wahre Jahreslänge ("Tropisches Jahr") ist dagegen 365,2421905 Tage lang (Stand im Jahr 2000). Weil sich die Erde allmählich langsamer dreht, wird das Tropische Jahr allmählich länger, in 1000 Jahren etwa um 5 Sekunden.

Auf Basis des Gregorianischen Kalenders (Schaltjahres-Regeln) hat ein Jahr (ein Erdumlauf um die Sonne) die Länge von 365,2425 Tagen. Das ist eine gute Annäherung an das Tropische Jahr. Darauf bezieht sich unsere mittlere Zeit. Weil die Rotationsgeschwindigkeit der Erde geringfügig schwankt, schwankt genau genommen auch die Tageslänge und folglich die Zeit. Darum werden gelegentlich Schaltsekunden in die Normalzeit eingeschoben.

Die Schwankung der Erd-Rotationsgeschwindigkeit wurde übrigens schon entdeckt, als die Präzisionspendeluhren (bis hin zu denen von Shortt oder Fedschenko) in den Sternwarten besser wurden.

Diese Angaben habe ich mir mal im Internet zusammengesucht. Bei Fehlern möge man mich bitte korrigieren.

Roland

1884 UT (Universal Time): Washington meridian conference http://en.m.wikipedia.org/wiki/Internati...dian_Conference; GMT war 1884 bis 1928 die Weltzeit.http://de.m.wikipedia.org/wiki/Greenwich_Mean_Time

Die "Internationale Fernmelde-Union (ITU)" bestimmt die UTC (Coordinated Universal Time) als Referenzzeit. http://www.zeitzonen.de/faq/was_bedeutet_utc.html Koordiniert bedeutet, dass weltweit über 200 Atomuhren für diesen Wert abgeglichen werden, zusätzlich die Erdrotation eingerechnet http://www.timeanddate.com/time/aboututc.html


http://wwp.greenwichmeantime.com/info/utc.htm
http://www.itu.int/net/newsroom/wrc/2012...tomic_time.aspx
http://www.itu.int/en/publications/ITU-R...=R-QUE-SG07.236

Danke für die zahlreichen Antworten

Ich fasse mal zusammen:

Die Zeiterfassung insgesamt und heutzutage läuft über UTC und 200 angeschlossene verschiedene Atomuhren, die alle paar Jahre auch „angeglichen“ wird. Mit dem Sonnenhöchststand hat das alles nichts mehr zu tun.

Die Position und Zeitbestimmung anno 1750 erfolgte mittels dieses „Passageninstruments“, welches als erstes genannt wurde. Damit wurde also die genaue aktuelle Position und die genaue Ortszeit ermitttelt. Da man die Koordinaten aus London mitgebracht hatte, konnte man auch die aktuelle Zeit dort errechnen und vergleichen.

Bleibt noch, womit haben Riefler und Konsorten ca.1890 ermittelt, das sie aus ihren ihren Uhren mal wieder eine zehntel Sekunde zusätzlicher Präzision „herausgekitzelt“ haben?

Da hab ich als Nichtuhrmacher nämlich keinen blassen Schimmer

Zitat von Gast im Beitrag #6

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Danke für die zahlreichen Antworten

Ich fasse mal zusammen:

Die Zeiterfassung insgesamt und heutzutage läuft über UTC und 200 angeschlossene verschiedene Atomuhren, die alle paar Jahre auch „angeglichen“ wird. Mit dem Sonnenhöchststand hat das alles nichts mehr zu tun.

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---Bleibt noch, womit haben Riefler und Konsorten ca.1890 ermittelt, das sie aus ihren ihren Uhren mal wieder eine zehntel Sekunde zusätzlicher Präzision „herausgekitzelt“ haben?---
Gute Frage .
das lassen auch viele Sammler außer Acht.
Man merkt beim lesen in Fachliteratur das die Uhren so um 0.001sek am Tag Differenz haben , aber wie das gemessen wurde ????

Gar nicht .
Solche Werte wurden errechnet .
Formeln , Konstanten , Abgleiche und Gegenrechnung .
Natürlich wurde auch mal auf das Zifferblatt geguckt.
Auch mal neugestellt - und gleich wieder angefangen zu rechnen.
In normalen Leben war Sekunde ausreichend.
Also war 0,0...1 Sek. rein Technischer Argument welches doch ein gewissermaßen genaues Zeitsignal ermöglichte und garantierte .
Die Zeitanlagen wurden von Spezialisten gewartet - diese Zeiten sind vorbei.

-----Das interessante Büchlein „Längengrad“ bleibt in diesem speziellen Punkt nämlich ziemlich allgemein.----
ich fand es nicht.

Puschkin reichte wenn seine Breguet zum Mittagessen geschlagen hat.

Ich habe oben etwas ergänzt .
Zu astronomischen oder physikalischen Größen kam noch physische dazu - man mußte ziemlich flink gewesen sein .
Bisschen Spaß muß sein.
Leider bremst die Relativitätstheorie von Albert Einstein meine Philosophische Gedanken aus .

für die flinke