Hallo zusammen,

letzte Woche gesellte sich eine nette, alte Kamin Uhr des VEB Sonneberg/ Thüringen zu mir. Ausschlaggebend für deren Kauf war die "1-Loch-Optik" einer großen Kaminuhr.
Hatte ich so noch nie gesehen. 2 Aufzuglöcher sind sonst normal; 3 Aufzugslöcher (Westminster) sind auch normal. 1 Loch aber nicht. Daß mich hier ein recht spartanisches Modell aus der ex DDR erwarten würde ... genau das wollte ich !

Ein erster Check: Uhr ziemlich verschmutzt und abgeritten, Funier teilweise abgesplittert, voll aufgezogen aber läuft nicht.
So versuchte ich, der Uhr etwas Hingabe angedeien zu lassen.

Ich bin kein Uhrenfachmann, beschränke mich nur auf das Notwendigste. Denn ich möchte nichts zerstören. Oft jedoch reichen meine bescheidenen Fähigkeiten aus, um aus einer alten Kröte wieder einen schönen Schwan zu machen.
Nun ja, ein Schwan ists nicht geworden, aber ´ne hübsche Ente ist auch was feines.

Die Uhr ist sehr spartanisch aufgebaut. Eine hintere Drehtür gibt es nicht. Ein Brett, gehalten mit zwei Klammern, reicht völlig.
Innen auf dem Boden zahlreiche Stempel, zum Teil nicht vollständig lesbar:

Stempel 1(in Kreis):
• FS
Darunter in geschwungenem Rechteck:
• Xxcanik
• Feinmechanik
• Sonneberg/ Thür.

Stempel 2:
• VVA C2 Holz Hallexxx

Stempel 3:
• 28.10.1952

Stempel 4 (in Rechteck):
• Unleserlich

Mit Blaustift eingekratzt:
• HE /5/5/24

Hübsch das schwarze, sehr gut erhaltene Pendel. Der Zifferblattring weist auch keinerlei Rost auf.
Kann er auch nicht - er ist aus Plaste !
Leider ist der Ring bei "9" infolge der Nagelung gebrochen.

Die in 62 Jahren entstandene Patinierung des Glasfensterrandes gefällt mir gut; ich werde es so lassen. Verschlossen wird die Glastür, indem man sie einfach mit dem Verschlußstift in das Holzgehäuse der Tür drückt.
Geht doch - wozu die sonst übliche Kupfernut !?

Die Zeiger sind sehr stabil und solide. Ich gönnte ihnen eine ausgiebige Metallpolitur. Die Zeiger-Zentralmutter ist keine runde Messingschraube (wie sonst), sondern eine hübsche stahlglänzende Mutter. Hat nicht jeder !

Praktisch: Bei keiner meiner bisherigen Kaminböller konnte ich dermaßen leicht das Uhrwerk ausbauen. Gepunzt ist es mit 013145.
Nun ja; es ist nicht der Brüller, aber .... nach ein paar winzigen Tropfen Öl (mit einer Stecknadel) auf die pupstrockenen Lager, dem Wiedereinbau und Anwerfen des Pendels läuft sie nun seit über 12 Stunden kontinuierlich.

Nun erfolgte die übliche Politur mit Poliboy dunkel. Die Rückseite und der Boden hatten so etwas noch nie gesehen - das Holz saugte fast eine Viertel der Flasche ein. Ist aber sehr schön geworden !
Und das abgesplitterte Funier rechts hinten zeugt letztendlich vom harten Dauereinsatz im Arbeiter- und Bauernstaat. Das bleibt auch so !

Schlußendlich wurden noch je 3 Filzuntersetzer pro Seite aus dem Baumarkt unten am Boden festgeklebt und das wars dann auch schon .....

Hier die Bilder:

Viel Arbeit für eine alte Dame - Danke für´s Zeigen.
Ist ja wieder richtig schön geworden.
(Auch einer einfachen Uhr kann man Hilfe angedeihen lassen, mit Erfolg, wie man sehen kann.)

mfg
derTeichfloh