Hallo Leute,

seit einiger Zeit bin ich am überlegen, ob es nicht die Möglichkeit gäbe, sowas wie einen "Verein zur Pflege alter Handwerksberufe" zu gründen.

Die Idee soll es sein, gezielt Handwerker einzuladen, die noch einen Beruf ausüben oder ausgeübt haben und quasi vor dem Aussterben stehen.

Sicher gibt es viele berufe, die Ihr Wissen ungern weiter geben und es soll nicht das Ziel sein, Fachwissen zu sammeln, sondern mehr oder weniger eine Art Register zu erschaffen, wo sich Interessenten eines Berufsstandes gezielter informieren können.

Mal ein konkretes Beispiel:

Ein junger Mann interessiert sich für den Beruf des Seilers (Seilmacher). Wo soll er sich hinwenden ohne Wochenlang das Internet zu erforsten.

Hier wäre so eine Anlaufstelle sinnvoll, die ihm unter Umständen einen Kontakt in seiner Nähe vermitteln kann. Wenn es dann richtig gut läuft, lernt dieser Mann oder Frau hobbymäßig mit oder kann sich informieren. Auch haben solche kleinen sehr seltenen Betriebe die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen.

Einzelne Berufsgruppen wie Bürstenmacher; Uhrmacher; Sprengler; Wagner usw könnten sich dann innerhalb einer solchen Gesellschaft zusammen tun.

Nochmal: Es geht nicht darum, das Fachwissen zu sammeln und zu veröffentlichen, sondern die berufsgruppen zusammen zuführen und gezielt zu erhalten.
Wenn sich jemand für einen alten und seltenen Beruf interessiert und der "alte Meister" interesse hat, sein Handwerk zu zeigen, dann muss das eh jeder für sich machen. Aber es wäre schön, wenn der Interessent wüsste, wo er sich überhaupt hinwenden kann.

Sowas gibt es meiner Meinung nach in Deutschland überhaupt nicht?!?

Es ist eine Art Erhaltung und Pflege der Handwerksberufe an sich.

Was haltet ihr davon?

Zur Berufsinformation
http://www.handwerk.de/deine-zukunft-im-...erksberufe.html
Die Uhrmacher sind bei "sonstige Gewerbe" zu finden.

Die Vernetzung stelle ich mir schwierig vor!
Selbst berufsbezogenen hat das Engagement in den letzten Jahrzehnten stark nachgelassen. Innungen lösen sich auf, fusionieren... Somit gibt es immer weniger Ansprechpartner, die Betriebe selbst kennen und Kontakte herstellen können.
2013 z.B. löste sich der niedersächsische Landesinnungsverband der Uhrmacher auf http://www.kreishandwerkerschaft-os.de/n...9&category_id=1

Hallo,
nur ein kleine Beispiel aus Hamburg.
Ich bin im Uhrmacher Gehilfenverein von 1878 !
Der Verein hat auch eine tolle Geschichte, aber ich bin mit 52
das Küken da und wir sind auch beim Monatlichen Treffen nur noch 10 Leute,
Es kommt einfach kein Nachwuchs, der Verein wir sichbald beerdigt haben.
Die Uhrmacherinnung in Hamburg besteht wohl auch nur noch aus 8 Leuten,
davon ist schon der Obermeister und Innungsvorsitzenden mit bei.

Die Idden selber ist schon nicht schlecht, aber wie umsetzen ?

Gruß Thomas

Moin,

also naja das wird schwierig. Denn schau mal einem Hanwerker vom alten Schlag über die Schulter. Dann bekommst Du 2 Veilchen die Du nicht giessen brauchst.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Erst nach dem ich mich durch viel Engagement und meinem Meister öffneten sich die Türen zum Wissensschatz.

Unsere Innungen sind relativ voll und gut besetzt. Aber unsere Zunft gibt es offiziell nicht mehr, jedoch im Bundesgebiet gezählt reichen 2 Hände aus um wirkliche Zunftbetriebe zu finden. Also dort wo man noch auf die Ehrbarkeit trifft.

Aber die Idee prinzipiell, ist absolut top und ja ich wäre dabei.
Schliesslich war ja auch dies der Grundgedanke des Forums hier.

LG Nico

PS: Wir leben in einer Zeit in der das "alte Wissen" langsam aber sicher ausstirbt.

Eine tolle Idee. Leider sehr schwer umzusetzten, wenn es flächendeckend übergreifend sein soll.

Etwas ähnliches, so als Wissenssammlung, gibt es sogar im Fernsehen:
"Der Letzte seines Standes..."

Das Wissen einzelner und einzelner Regionen geht im rasendem Thempo verloren.

Gruß,
derTeichfloh

Andre', warst du schon im schwäbischen Handwerkermuseum in Augsburg?
Würde mich interessieren, wie die Präsentation ist, ob den Besuchern das jeweilige Handwerk nahegebracht wird, ob es Vorführungen gibt,...

Kleine Handwerksmuseen haben da Probleme. Pfingsten 2012 war ich in Suhlendorf in der Ostheide. Eine Uhrmacherwerkstatt wurde komplett dem Museum geschenkt und zur Saisoneroeffnung in der Lokalpresse groß angekündigt. Erklärungen zu den Werkzeugen, den Tätigkeiten oder Hinweise auf weitere Informationen waren (noch?) nicht vorhanden.
Nebenan die Schuhmacherwerkstatt - mit Vorführung. Fragen zu dem Gewerbe konnte der Mann nicht beantworten: er war ehrenamtlich im Museumsverein und wurde für diesen Dienst angelernt mit ein oder zwei typischen Tätigkeiten.
Richtig klasse war die Führung zu der Mühle!

Den Verein gibt es schon, zumindest in Bayern! Schau mal unter WWW.Faszination-Handwerk.info

Viele Grüße

Kurt

Danke für den Tipp wahli (Kurt)

@ Andrea: Nein, kannte ich bisher auch noch nicht und werd mich mal drum kümmern

Falls es um eine Anlaufstelle geht, bei der man Handwerksmeister findet, könnte ich mir die Büros der Handwerkskammer als geeignet vorstellen. Die sollten eigentlich wissen, welcher Meister in ihrem Einzugsgebiet zu finden ist.

Roland

Hallo ,
Forum ist besser als Verein .
Es gibt nur eine Überlegung , was ist wenn Internet weg ist , dann sind die Kontakte alle Weg .
Darum ist ein Verein von Wichtigkeit .
Beste Grüße , Alexander

Moin,

ja Micha und Alexander haben es auf den Punkt gebracht.
Handwerkskammern? Innungen? Naja viel Spaß bei der suche nach Handwerk und Zunft! Ich kenne das selbst zu gut. Außer bei den Steinmetzen und Zimmerleuten gibt es ja die Walz kaum noch. Und welcher Handwerksmeister (mich eingeschlossen) hat heute noch ein Walz absolviert? Ich nicht, ich musste eine Firma übernehmen noch bevor ich meinen Meister in der Tasche hatte. Aber in der Zeit vom Lehrling, über den Gesellen, fachtechnischen Berater bis hin zum Meister, habe ich hauptsächlich das Wissen nur über Kontakte bekommen die Angesicht zu Angesicht waren. Und das findest Du in keiner Kammer, in keiner Innung. Das sind Zufälle oder wie es in meinem Fall war, man wird durchgereicht unter Vertrauen unter vertrauenswürdigen Männern ihrer Zunft. Ob ich am Ende meiner Reise bin? Nein, niemals. Erst wenn ich Six-Feet-Under bin dann vielleicht.
Ich habe es im Uhrenhandwerk gesehen wie Meister vom alten Schlag zu schrulligen Gesellen wurden und aus denen nix mehr heraus zu bekommen ist das Sie sich schlichtweg weigern mit dem Kommentar "Ihr habt doch keinen Schimmer vom Handwerk, Ihr Maschinen-Automaten-Hirnis!". Das habe ich nicht nur einmal zu hören bekommen! Und es geht damit Wissen sterben, was unwiederbringlich ist. Leider.

LG Nico

PS. By the way. Ich frage mich gerade was mache ich mit meinem Wissen? Buchschreiben kann ich nicht bzw. bin ich zeitmäßig zu faul dafür.

Hallo Nico,

du kannst dein Wissen ja in Form von Video-Clips auf YouTube verbreiten. Heute wird eher geguckt als gelesen, und z.b. Steffen Pahlow´s Serie übers Gehäusemachen ist schon was Handfestes......

Viele Grüße

Kurt