Der Bau einer Sägeuhr Ich bin am Werkstatt einrichten und der erste Raum "steht" ! Vorsichtig wickele ich sie aus , und freue mich daß sie den Umzug heil überstanden hat . Keine Schönheit , keine Kostbarkeit , aber ein Stück Geschichte meines Lebens ! 13 Jahre alt war ich , als ich mich mit der Taschenlampe ertappte und durch den geöffneten Seitendeckel in Omas Standuhr starrte . Kurz vor Zwölf , jetzt geht es gleich los ! - Das Zusammenspiel der Hebel und Zahnräder , dessen wohldurchdachte Konstellation mich noch heute begeistert . 14 war ich als es mir gelang , nach langem Betteln Oma doch noch "weich" zu kriegen , und voller Stolz trabte ich kurz darauf mit einem Stück Deutscher Uhrengeschichte unter dem Arm nach Hause !
Auf diese "jammervolle" Weise trat eine Uhr nach der anderen den gleichen Weg in meine Kammer an , und wie haben sie mich ausgelacht , die Freunde ! Mein Taschengeld in Fahrradteile zu stecken , das Fahrrad kaputt zu fahren und das nächste Geld dafür zu opfern , war mir zu öde . Und genau diesen Kreislauf praktizierten meine Freunde weiter . Zuerst Fahrrad , dann Mopeds , dann Motorräder und zur Krönung dann bei den Autos . Ich habe meine Schiene nie verlassen , und während meine Freunde in den Schrotthandlungen nach Motorteilen suchten , verschwand ich immer in der Buntmetallecke . Mensch , wie habe ich mich manchmal abgeschleppt ! Mit der Lehre fing ich an Gewindeschneider zu sammeln , wie andere die Briefmarken - je verrückter das Gewinde um so besser ! 22 war ich , als mich mein erstes "Selbstbauprojekt" nicht mehr losließ , und eine Uhr mußte es sein ! Angestachelt durch ein Bild in irgend einer DDR-Illustrierten , ließ mich der Gedanke nicht mehr los , daß ich mir eine Sägeuhr selber baue . In typischer DDR-Manie , immer Ersatzteile parat zu haben , wollte ich darin die Zahnräder , sowie die Hemmung eines Ruhlaweckers nutzen . Oh Je , auf was hatte ich mich da bloß eingelassen ! DSC00550.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
..... Der Wecker der für den Gedankengang eines "Verrückten" sein Leben lassen mußte , war schnell gefunden , doch beim Betrachten der Platinen wurde schnell klar , daß jegliche Symmetrie einer Sägeuhr so nicht zu bewerkstelligen war ! Gemäß dieser Gattung Uhr , wollte ich auch unbedingt daß diese durch ihr Eigengewicht nach unten läuft . Lötzinn gab es in Stangen zu kaufen , und als gelernter Karosseriebauer war das Fertigen einer Gießform für die Zinnplatten des Gehäuses mit 7 mm , kein Problem , doch dann erschien der richtige Horror - Die Zahnstange ! Verrückt - in unserem Heimwerkerladen gab es kein Sperrholz , aber dafür richtig gutes Federmessing in Platten bis 2,5 mm Stärke . Das Längenmaß der Zahnstange ergab sich automatisch , 50 cm , doch das war egal . An die Stelle der Aufzugfeder kamen zwei runde Scheiben mit Stiften nach Art der Laternentriebe , nur eben 3,5 cm im Durchmesser . Ein ordentlicher Schlüsselfeilen-Satz , das Kennenlernen des Unterschiedes zwischen Evolvente und Zykloide und so ziemlich eine Woche , ließen mit Hilfe einer Schablone eine Zahnstange mit 127 Zähnen entstehen . Fazit daraus - NICHT NOCHMAL ! Die Laterne kullerte reibungslos über die Zähne der Zahnstange , so daß ich mich des Werkes widmen konnte , für das ich eine andere Stellung der Zahnräder finden mußte . Anker und Zeigerwelle mußten lotrecht stehen , und auch der Kanal durch den die Zahnstange lief , mußte ja seinen Platz haben . Den Abstand der Räder nahm ich mit dem Stechzirkel von der original Weckerplatine , aber dann kam das was das Feilen der Zahnstange in den Schatten stellte ! Es gab partout keine Bohrer in dieser winzigen Ausführung , und an das Borgen einer Reibahle war gar nicht zu denken . In tagelanger Arbeit trieb ich gute alte Stahlnadeln durch die 1 mm dicken Platinen , bis alle Räder mit minimal Spiel rund liefen . Für die Gestaltung der Front verwendete ich Straßbroschen , und am Ende mußte für die Holzwand der Zwischenboden einer Alten Schulbank herhalten , weil es in der DDR kaum Sperrholz gab ! Alle anderen Teile für die Halterungen waren einfach zu fertigen .
Ihr könnt jetzt lachen wie Ihr wollt , aber ich war nie Uhrmacher , und der Wille damals diese Idee umzusetzen , brachte Erfahrung mit Material und Planung , und hat mich gewiß nicht dümmer gemacht . Ironie von allem , keiner der Freunde hat noch sein Motorrad , aber diese Uhr läuft seit 1982 und braucht 3 1/2 Tage bis sie wieder nach "Oben" muß .....DSC00557.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC00555.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC00554.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC00553.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die ersten zwei vorgesägt , dann hat es genervt , die Klemmerei . Von da an Augen zu und durch , ohne Vorsägen . Manche Erlebnisse vergißt man nie , und da ich mal ein kleines Museum hatte , liegt mir auch das Schreiben . Wie soll ich sonst erklären was mich damals "ritt"
Zitat von gubby08Die ersten zwei vorgesägt , dann hat es genervt , die Klemmerei . Von da an Augen zu und durch , ohne Vorsägen . Manche Erlebnisse vergißt man nie , und da ich mal ein kleines Museum hatte , liegt mir auch das Schreiben . Wie soll ich sonst erklären was mich damals "ritt"
Na ja, ich kenne auch zwei Leutchen mit Museum, aber vom Schreiben verstehen die gerade soviel das es für die Buchführung reicht.
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20.04.2012 18:53
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. Von da an Augen zu und durch , ohne Vorsägen . Manche Erlebnisse vergißt man nie , und da ich mal ein kleines Museum hatte , liegt mir auch das Schreiben . Wie soll ich sonst erklären was mich damals "ritt"
Hast Du Mama´s Schmuckkästen geplündert um die Uhr zu verzieren? 
