Liebe Mitglieder, Hat jemand von Euch den kombinierten Spindelstock mit Planscheibe für die Uhrmacherdrehbank von Lorch? Der Zentrierdorn wird am Anfang der Spindel durch eine Messingbuchse geführt. Die ist ramponiert und muss raus. Leider kann ich nicht erkennen ob die geschraubt oder gesteckt ist. Hab versucht sie von der Planscheibenseite her mit einer Punze auszutreiben. Da bewegt sich nichts. Leider kann ich nicht entscheiden ob es sich dabei einfach nur um altes ranziges Öl handelt oder ob die Buchse geschraubt ist. Weiss jemand weiter?
Also ein beherzter Schlag mit einem gut passenden 6mm Dorn von innen solle eigentlich zum Ziel führen. Wenn sie sehr fest sitzt, dann mit einem Heißluftfön kurz und intensiv das Spindelende anwärmen. Das Messingende dabei mit einem Blechstreifen abschirmen.
Das Teil ist nicht so leicht anzufertigen; insbesondere die Nut für den Riegelstift
Auch Erwärmen mit dem Fön hat nichts geholfen. Beim ersten Zerlegen ging der Zentrierdorn nur schwer durch die Messingbuchse. Ich nehme an, dass jemand in der Vergangenheit schon von innen so stark mit einer Punze auf die Buchse eingeprügelt hat, dass sich das innere Loch verformt hat. Als das nichts half hat er wahrscheinlich die Rohrzange von Aussen benutzt.
Hallo Alex Wenn ich mich mal "reinhängen" darf..., die Vorraussetzungen bei Deinen Projekt sind ja von Hause aus nicht die besten. Erstens kann es schon sein das der Vorbesitzer da kräftig und unüberlegt draufrumgehämmert hat und die Buchse schon "vernietet". Wenn man den Bund sieht weiß man ja eigentlich schon das da ein Grobmotoriker am Werk war. Dann ist ja die Auflagefläche auch nicht gerade sondern konisch und drückt sich somit erstmal ins Holz beim schlagen ( Alublock wäre besser aber muss man ja erstmal haben ). Was ich sagen will ist, das es bei solchen arbeiten absolut nicht "federn" darf, Du wirst es ja hoffentlich auch nicht auf der Werkbank gemacht haben. Am besten auf einen Steinfussboden da ist die Gefahr des federnden Untergrundes schon mal beseitigt. Wenn Du einen großen Schaubstock hast, könntest Du auch versuchen auszupressen. Dazu eben an Stelle des Holzes ein passendes Rohr - was natürlich bis über die Buchse ragen muss - aufstecken und auf der anderen Seite den Dorn kürzer rausragen lassen und dann alles in den Schraubstock und zuspannen.
Frank
Ich kann von allen ein bissel was - aber nüscht richtsch
Hab den Holzklotz tatsächlich in der Küche auf den Steinfussboden gelegt - wie Frank sagt. Der Impuls soll schließlich in die Buchse gehen und nicht danach wegfedern. Einen großen Schraubstock habe ich leider nicht - aber Frank hat mich auf die richtige Idee gebracht - eine alte Buchbinderpresse. Die Spindel der Presse ist am unteren Ende in der Mitte einweing ausgedreht. Wahrscheinlich wurde vor 100 Jahren die Spitze der Drehbank da aufgenommen. Auf jeden Fall habe ich meinen Dorn zum Austreiben oben konisch gefeilt und hatte eine prima Führung in der Mitte der Pressenspindel.
Kleiner Nachtrag: kann es leider nicht fotografieren aber auf der Innenseite der Buchse sieht man deurliche Spuren einer viel zu kleinen Punze mit der mal jemand versucht hat die Buchse auszutreiben. Dadurch wurde das innere Loch tatsächlich zusammengetrieben. Kein Wunder das der Zentrierdorn nicht mehr glatt lief. Gruß Alex.
Wie Frank schon gesagt hat, ist Holz als Unterlage hier denkbar ungeeignet. Das muss einen trockenen knackigen Impuls geben ohne viel zu hämmern oder zu federn. Da ist wichtig, dass ausreichend Masse als Unterlage vorhanden ist und eine möglichst genau passende Hülse als Auflage. Aber es hat ja nun geklappt.
Die Buchse sieht ja zum Glück innen nicht ganz so schlecht aus. Ich denke, die lässt sich retten und außen vielleicht noch ein wenig aufhübschen. Wenn ich das richtig gesehen habe, war bei deiner Planscheibe am Zentrierdorn der Riegelstift abgebrochen. Das war bei meinem Exemplar hier auch der Fall. Keine Ahnung, wie man so was schafft. Also hab ich die Gelegenheit genutzt und das gleich mal in Ordnung gebracht. Der Zentrierdorn wurde hierzu rückwärts am 4mm Durchmesser in den wunderbaren kleinen Lorch-Teilkopf mittels Spannzange aufgenommen. Die Mitte des Teilkopfes ist in meiner Fräsmaschine als Referenzpunkt abgespeichert, weil ich den ziemlich oft in dieser Zusammenstellung in Gebrauch habe. Mittels Zentriermikroskop in der Maschinenspindel lässt sich nun die Mitte des abgebrochenen Riegelstiftes gut einfangen.
Mit einem 0,5mm Zentrierbohrer vorsichtig anbohren und dann mit einem 0,9mm Bohrer ausbohren. In den meisten Fällen kommt dann der abgebrochene Rest schon beim bohren aus dem Loch
Die Spitze des Zentrierdornes hat auch nicht mehr so gut ausgesehen. In der Spannzange der Stichelschleifmaschine lässt sich dem auch abhelfen. Interessanterweise beträgt hier der Spitzenwinkel 50° anstatt der erwarteten 60° Spitze.
Abschießend noch was zu den häufig anzutreffenden Werkzeugspuren. Kommt in deinem Fall zwar zu spät und ich gehe hier ja nicht davon aus, dass du das Ende der Buchse so massakriert hast. Neben dem unerlässlichen Gummituch (Fahradschlauch), welches in keiner Feinmechaniker/Uhrmacherwerkstatt fehlen sollte, zeige ich hier mal ein paar Bleizangen.
Lieber Ottmar, Besten Dank für die vielen Tips. Hab es nur nicht gut fotografiert aber der Riegelstift ist noch dran. Deine Anleitung leg ich mir aber natürlich in's Archiv. Fahradschlauch ist genial und bei weitem besser als das Fensterleder, dass ich bislang immer genommen habe. Besten Dank noch mal für Alles und Gruß Alex
Lieber Andreas, Habe Deine Antwort erst jetzt gelesen. Besten Dank. Ich habe tatsächlich noch ein kleines Problem mit der Planscheibe. Die Spindel läuft super. Die axiale Luft habe ich mit der Position der Riemenscheibe justiert. Bei radialem, seitlichem Druck - z.B. beim Ausdrehen von Löchern läuft alles prima. Bei axialem Druck, wie z.B. beim Ausbohren von Löchern, wird die Spindel ein Stück in das Futter gedrückt und fängt dann irgendwo vorne an zu reiben. Wenn mann stark genug drückt kann man die Scheibe zum stehen bringen, bzw. den Riemen zum Durchrutschen. Hab mir alles angeschaut: Spindel sieht gut aus, Alles blitzsauber, frisches Öl Mobil Velocite 6. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das normal ist. Meine 6mm Lorch macht das nicht. Weißt Du oder ein anderes Forumsmitglied was hier falsch läuft? Ich kann gerne noch Fotos schicken. 1000 Dank für Alles Alex
Das Öl ist toll, aber viel zu dünn. Es füllt den vorgesehenen Spalt nicht aus. Dieses Öl ist für andere Lager gedacht (z.B. hochmoderne Spindeln im Dentalbereich, die schon mal jenseits der 30.000 drehen), nicht für unsere alten Drehen. Folge: Die Lagerspiele werden enger, Koni rutschen näher aneinander, Reibung entsteht, Spindel steht.
Mein Tipp für einen neuen Versuch: Zerlegen, reinigen (wirklich alles sauber und ölfrei machen), dann einfaches Nähmaschinenöl in die Lager geben.
Hatte den gleichen Effekt an meiner Andrä-Zwingenberger/Limbach - bin fast wahnsinnig geworden:
Hallo Mahlkolben, leider hat Nähmaschinenöl nicht weitergeholfen. Was einwenig Verbesserung bringt ist Motorenöl 10W40. Du hast recht, das dickere Öl füllt den Spalt zwischen Welle und Konus viel besser. Leider tritt immer noch Klemmung bei axialem Druck ein. Ich habe die Maschine mit Motorenöl 10 Minuten bei 1000 Umdrehungen laufen lassen und keine spürbare Erwärmung festgestellt. Vielleicht ist die Aufnahme im Konus tatsächlich hinüber. Hier mal ein paar Fotos von Konus und Welle.
Kann es sein, dass die Riefen und "Vernarbungen" im Konus schon ausreichen um zu klemmen? Kann man das rauspolieren ohne die Zentritzität zu verlieren?
Hallo Alex, zwei Anmerkungen hätte ich: Wenn ich ein Drehstühlchen überhole, nehme ich zu einer allerersten Überprüfung der Spindellager nach erfolgter Reinigung folgenden Test vor: ich drücke die Spindel in das Lager des Spindelstocks und prüfe, ob die Spindel dabei klemmt, ohne viel Kraft und v. a. ohne Öl. Nur wenn die Spindel klemmt, sind die beiden flacheren Konen zur Aufnahme radialer Lasten noch nicht verschlisssen. Klemmt die Spindel nicht mehr, sind diese Konen so eingelaufen, dass der vordere, steile Konus zur Aufnahme axialer Kräfte aufsitzt und die beiden flachen Konen noch Luft haben. In einem solchen Fall muss der vordere, steile Konus nachgeschliffen werden. Daher würde ich meinen, dass Deine Spindel noch in Ordnung ist.
Wenn Du aber durch bloßen Schnittdruck, wie Du schreibst, die Spindel in ihr Lager drücken kannst, dann war das Axialspiel noch zu groß und das Öl könnte daher mglw. weggelaufen sein (die Möglichkeiten brachialen Axialdrucks oder schlicht zu hohen Schnittdrucks schließe ich hier einmal aus).
Velocite 6 ist ein ISO10er Öl. Nähmaschinenöl wird häufig ohne Angabe der ISO-Klasse angeboten, kann aber auch ein ISO10er Öl sein. Man muss daher darauf achten, welche ISO-Klasse vorliegt.
Da eine Planscheibe im Vergleich etwa zur Spannzangenaufnahme ohnehin bei niedrigeren Drehzahlen betrieben wird, sollte man, wie von Mahlekolben empfohlen, ein "dickeres" Öl verwenden.
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23.06.2021 17:22
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