durch folgende Folge von Eisenbahnromantik, bin ich auf einen schönen Aspekt der japanischen Eisenbahnkultur gestoßen. Japanische Lokführer erhalten eine "Lokführer-Taschenuhr" von Seiko, die sie während der Fahrt an einer bestimmten Vorrichtung am Amaturenbrett anbringen. Zu sehen ist das z.B. bei Minute 22:32:
Hier sind nähere Informationen zur Taschenuhr und ihrer bereits 90-jährigen Geschichte angeführt: Seiko Railway Watches
Ein wirklich schönes Beispiel, für eine aktuelle Uhr als Werkzeug einer Berufsgruppe!
Habe mir diese Uhren angesehen. Sie passen zu meinem Sammel-Profil. Aber die Preise Und da die Uhren nur in Japan angeboten werden, kämen auch noch 19 (?) Prozent Zoll drauf.
Sowas ähnliches hat man ja auch in Deutschland versucht. Anläßlich der Vereinnahmung der Deutschen Reichsbahn durch die Deutsche Bundesbahn (danach als "Deutsche Bahn" deklariert), erhielten die Mitarbeiter der neu gegründeten DB AG vom Vorgesetzten eine Armbanduhr, die angeblich glaub ich 100 DM wert sein sollte. Leider weiß ich nicht, welche Firma da einen Reibach gemacht hat. Die (Quark-)Uhr hatte nicht mal Datumsanzeige. Meine ging entweder extrem nach oder gar nicht. Als ich sie einer Uhrmacherin zur Durchsicht brachte (ich geb mich ja mit einem solchen Kram nicht ab), mußte sie wegen des angeblichen Preises lauthals lachen und meinte, daß sich die Reparatur keinesfalls lohnt. Die Uhr hatte auch noch die Aufschrift "Pünktlichkeit und Präzision". Der einzige Vorteil der Uhr war, daß man einen schlafenden Pendler im Zug nicht weckte, wenn er diese Uhr trug. Ich hatte mir damals eine viel zuverlässigere Uhr vom Wühltisch gekauft. 20 DM mit Datum, ansonsten sah sie der Bahnuhr ziemlich ähnlich. Da wurde ich auch meistens in Ruhe gelassen. Es gab damals sogar eine Anweisung zur Argumentation für die Vorgesetzten, falls die Mitarbeiter Fragen zur Uhr hatten. Z.B. "Bin ich verpflichtet, die Uhr ztu tragen?" Antwort (sinngemäß): "Natürlich sind Sie dazu nicht verpflichtet, aber dann sollten Sie sich fragen, ob Sie im richtigen Unternehmen arbeiten." Eine andere Frage war, warum denn keine Funkuhren ausgegeben wurden, was ja zum "Unternehmen Zukunft" besser passen würde. Und da bezog man sich doch tatsächlich auf das Beispiel Japan. Unsere genervten Manager wären aber sicherlich erfreut gewesen, wenn die ganze Belegschaft zum Dienstbeginn zum Uhrenvergleich antritt. Abgesehen davon, daß das japanische Modell unvereinbar ist mit der Arbeitsplatzpolitik der DB. Diese DB-Argumentations-Richtlinie wurde übrigens damals in der ostdeutschen Satire-Zeitschrift "Eulenspiegel" veröffentlicht und sorgte für helle Begeisterung!
Danke für die Informationen, Micha! Finde das spannend. Uhren, die für einen bestimmten Beruf hergestellt wurden, haben für mich eine besondere Faszination. Gerade für die Eisenbahn. Auch, wenn es mit der Qualität nicht so passte (... oder sie es sogar in eine Satirezeitschrift schafften :-D). Für die Österreichischen Bundesbahnen hab ich ein wenig herumgefragt - hier ist mir nichts Ähnliches bekannt. Waren die Uhren dann nur für Lokführer und Zugbegleiter oder für die gesamte Belegschaft der DB?
Abgesehen davon, daß das japanische Modell unvereinbar ist mit der Arbeitsplatzpolitik der DB.
Da sollte man eigentlich froh darüber sein "Die Unpünktlichen werden erniedrigt und bestraft" sowas will in Europa niemand haben
Auf der Suche nach einer Ursache für das Zugunglück in Japan mit 106 Toten geraten die Eisenbahngesellschaften ins Visier: Denn diese drohen Lokführern schon ab einer Verspätung von 90 Sekunden mit Kündigung oder erniedrigenden Strafen.
wer es genauer sehen will, es gibt ein youtube video
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16.12.2020 16:43
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Und da die Uhren nur in Japan angeboten werden, kämen auch noch 19 (?) Prozent Zoll drauf.
