Tja, der Vergaser ist mehr oder weniger unverändert, jedenfalls nicht schlechter. So richtige Unterlagen zur Leerlaufeinstellung findet man nicht, ab Werk wurde die LGS (Leerlaufgemischschraube) eingestellt und verplombt, jegliches Herummanipulieren verbat sich. Lediglich mit der UGS (Umgemischschraube) konnte die Leerlaufdrehzahl eingestellt werden. Falls ich Dichtungen für diese zwei Einstellschrauben auftreiben kann, wechsel ich die vor meinem Justierversuch noch. Gut möglich, daß es dort Falschluft hineinzieht, obwohl die Dichtungen noch recht stramm gehen und nicht verhärtet sind.
Man kann die UGS etwas rausdrehen und dann versuchen, mit der LGS die höchste Leerlaufdrehzahl zu finden. Anschließend wieder die UGS etwas reinschrauben, bis die Leerlaufdrehzahl in Ordnung ist. Eventuell nochmal probieren, ob sich mit der LGS die Drehzahl nochmal etwas anheben läßt. Ich denke, wenn die Abgaswerte anschließend passen, ist das eher Zufall. Sparvergaser mit ihrem separaten Leerlaufsystem sind ziemlich zickig und nur in engen Grenzen einstellbar, das ist beim Moped-Sparvergaser auch nicht anders. Eine Einspritzung mit Luftmassenmesser und Motortemperatur-Sensor wäre doch mal eine Herausforderung. ;)
Es gibt schon so einige Stellen, die man beachten sollte:
- Schwimmer in der Schwimmerkammer (Position, Beweglichkeit) - Drosselklappe (Betätigung, Spiel im Gestänge, Spalt im Leerlauf...) - Starterklappe (Betätigung, Spiel im Gestänge, Spaltmaße bei diversen Motor-Temperaturen) - Leerlauf- und CO-Grundeinstellung herstellen
Dann natürlich der ganze Kram, der die Sauberkeit betrifft. Überall da, wo sich etwas bewegt, ist ein Tröpfchen Öl immer und gerne gesehen.
Wir haben die Vergaser damals tatsächlich für zwei Tage in Bremsflüssigkeit gelegt - ja: BreFlü! - nicht: Bremsenreiniger. Nachher kamen sie immer blitzeblank wieder raus. Wie neu.
Doch auch rund um den Vergaser kann man sich das eine oder andere anschauen: Ansaugbrücke, Vergaserfußdichtung, Kraftstoffförderpumpe (entfällt bei Dir wohl...), Kraftstofffilter, Luftfilter, Volllast-Anreicherung, Heizung, Unterdruckschläuche, Bremskraftverstärker, Kurbelgehäuseentlüftung etc. Den laufenden Motor kann man schön mit Acetylen vom Schweißgerät ansprühen. Hier und dort mal ein bisschen. Wo er dann schneller läuft, zieht er falsche Luft.
Dann geht's weiter mit Zündspule, Verteiler (Kontaktabstand, Spiel der Welle, Verteilerfinger...), Zündkerzen ("Zündkerzengesicht"), Kabel (Widerstand und Länge) und ihre Kontakte...
Alles hübsch am Abgastester und am Oszilloskop - dann sieht man schon die meisten Fehler. Hier und dort mal wackeln, schrauben, ziehen, Acetylen-besprühen. Dann läuft die Kiste schon!
Natürlich läuft so ein alter Motor mit so einer alten und einfachen Technik nicht, wie ein moderner Motor. Deswegen muss er aber noch lange nicht laufen, wie ein Sack Schrauben.
Den laufenden Motor kann man schön mit Acetylen vom Schweißgerät ansprühen. Hier und dort mal ein bisschen. Wo er dann schneller läuft, zieht er falsche Luft.
Es ist dringendst davon abzuraten, Azetylen frei ausströmen zu lassen!
Azetylen ist eines der gefährlichsten Gase, die man sich in die Werkstatt holen kann. Die Explosionsgrenze in Luft liegt zwischen 2.3%(UEG) und 82%(OEG) bei einer Zündtemperatur von lediglich 335°. Und das Gas ist darüberhinaus beim Einatmen Gesundheitsschädlich.
Der Rat mit dem Azetylen fand ich auch etwas befremdlich und nur für Gefahrensucher geeignet. Vor Azetylen habe ich einen Heidenrespekt, das knallt schon sehr heftig wenn es knallt.
Um nach Falschluft zu suchen verwende ich Bremsenreiniger mit dem ich die neuralgischen Stellen absprühe.
Lasst die rote Karte mal stecken und beruhigt Euch wieder.
Niemand spricht davon, die Pulle in der einen Ecke der Werkstatt zu öffnen, bis der Bentley in der anderen Ecke durchs Dach geht.
Schaut mal in Eure eigenen Giftschränke, was da so alles rumsteht. Ammoniaklösung, Aceton, sonstige Reinigungsflüssigkeiten?
Schweißen finde ich viel gefährlicher: Spritleitungen, Kraftstoffdämpfe, Batterien... hat alles schon mal bumms gemacht und trotzdem wird noch geschweißt.
Das mit dem Acetylen wird schon seit Ewigkeiten so praktiziert. Eine kleine Düse reicht.
Motor starten, Acetylen aufdrehen, ein mal über die entscheidenden Stellen wandern, Drehzahl im Ohr halten, fertig. Da braucht man keine halbe Minute für. Da werden nicht kubikmeter Atmosphäre aus dem Raum gedrängt, was glaubt Ihr denn?
"Ja, aber wenn da ein Funke..."
Jaja. Dann habe ich aber lieber den tonnenschweren Brenner in der Hand, als eine labberige Dose Bremsenreiniger. Und wer meint, da eine Kippe reinschmeißen zu müssen, ist's selber schuld. Dann hilft aber auch kein Bremsenreiniger-Ersatz.
Alles wird gut, jetzt streitet Euch doch nicht. :) Habe vorhin versucht, das Getriebe auszubauen und den Motor dabei drinzulassen. Kann man vergessen, das Differential ragt so weit in den Hilfsrahmen hinein, das kriegt man unmöglich am Motor vorbei herausgefädelt.
Also morgen erstmal den Motor herauswuchten, soviel Aufwand ist das gar nicht: Unten eine Schraube am Silentblock, Vorschalldämpfer (2 Schrauben), dann noch Kleinkram wie Spritleitung, Zündungsgeber, Lichtmaschine, Kerzenstecker, Gas- und Schockzug. Dann kommt einem der Zentner schon entgegen, wenn das Getriebe abgeschraubt ist. Aus Platzgründen mache ich das Unterbrechergehäuse vorher ab, was auch die Gefahr von Kratzern reduziert.
Wenn es zeitlich paßt, krieg ich morgen das Getriebe noch hin und kann alles wieder einbauen. Dann steht der ersten Ausfahrt, einem gemütlichen Weihnachtsausflug, hoffentlich nichts im Wege. Höchstens salzigen Straßen, aber danach sieht es aktuell nicht aus.
Motor rausgewuchtet, Getriebe auch. War tatsächlich die Schaltmuffe, sehr blöder Fehler. Sitzt jetzt wieder richtig, Getriebe ist wieder zu und neu abgedichtet. Morgen früh Öl einfüllen, Getriebe und Motor wieder implantieren, Testfahrt, ggf. noch einen Einstellversuch am Vergaser wagen.
Deutlicher Abrieb war im Öl und an der Ablaßschraube zu sehen, die Schaltmimik hat ganz schön gelitten. Verschleiß der Reibkegel (Synchronringe) ist aber noch nicht zu groß.
Der Trabant fährt wieder, die Synchronisierung könnte etwas besser sein, der Vergaser hält endlich Leerlauf. Letztens fiel mir ein, daß der Simmerring der Drosselklappenwelle wahrscheinlich reif für einen Austausch ist. Dort kann Falschluft vom Schwimmergehäuse in den Ansaugtrakt gelangen und das Gemisch entsprechend abmagern. Werde nächste Woche einen neuen Viton-Dichtring 8-16-7 besorgen und einbauen, auch wenn der Vergaser momentan keine Probleme macht. Vermutlich ist der alte Dichtring durch den Benzinkontakt wieder aufgequollen und dichtet nun mehr oder weniger wieder ab.
Undichtigkeiten herrschen noch am Hauptbremszylinder (ein Anschlußstutzen für den Vorratsbehälter) und an der Frontscheibe (Profilgummi an der Karosse), das läßt sich natürlich beheben.
In der Nacht zum 24. ging mir übrigens der Sprit aus, natürlich mittem im Wald bei Regen ohne Reservekanister. Nach 5 km Fußmarsch in die Zivilisation, diversen Organisationswegen für Kanister, Öl und Sprit, weitere kilometerlange Fußmärsche und einer 20-Euro-Taxifahrt konnte ich nach über sechs Stunden unfreiwilliger Pause mit der Pappe endlich zu Hause ankommen.
Hier noch für Euch eine Aufnahme der letzten Ausfahrt:
Die Reifen klingen zwar, als wärest Du mit Spikes unterwegs, dafür lassen sich die Gänge sanfter schalten, als durch Deine Beschreibung vermutet. Wahrscheinlich gehört dazu auch ein wenig gegenseitiges Kennenlernen, bis das so schön klappt.
Das Wischrelais klackt, die Handschuhe sitzen - was kann man mehr verlangen?
Sehr cool Gustav, danke. ich bin heute das erste Mal in einen Trabbi "mitgefahren" dank des Videos. Old School pur, das mag ich. Und ich hab noch gedacht, schau dir die ganzen rund gelutschten Elektronicautos an, die dir da entgegen kommen. Was biete dein Trabbi doch für ein markantes Bild im tristen Einerlei. Dir noch recht viele freudige Kilometer und immer eine Handbreit Asphalt unterm Reifen
Tolle Sache. Und dass anfangs nicht alles perfekt funktioniert, ist auch nichts Neues! Ich kann mich gut entsinnen: Unsere erste Fahrt mit dem frisch restaurierten Käfer hat nur zum Aldi umme Ecke geführt. Mehr traute ich mich noch nicht. Und: Beim Aldi auf dem Hof konnte ich das Auto nicht abschließen. Ein kleiner Defekt am Schloss. Kleinigkeit, wie bei Dir. Bei allen Autos, die ich als Oldtimer gekauft habe, hat es 2 Jahre gedauert, bis sie perfekt waren. Und das verstehe ich unter perfekt: Reinsetzen, 1000km fahren, und das ohne Probleme wie Wassereinbruch, Klappereien, kleine Defekte oder ähnliches Geschichten. Freue Dich weiter an dem tollen Auto. Viel Spaß, und dass Du immer wieder ohne Pannen nach Hause findest. Frank
21.12.2018 00:23 (zuletzt bearbeitet: 21.12.2018 00:26)
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So richtige Unterlagen zur Leerlaufeinstellung findet man nicht, ab Werk wurde die LGS (Leerlaufgemischschraube) eingestellt und verplombt, jegliches Herummanipulieren verbat sich. Lediglich mit der UGS (Umgemischschraube) konnte die Leerlaufdrehzahl eingestellt werden. Falls ich Dichtungen für diese zwei Einstellschrauben auftreiben kann, wechsel ich die vor meinem Justierversuch noch. Gut möglich, daß es dort Falschluft hineinzieht, obwohl die Dichtungen noch recht stramm gehen und nicht verhärtet sind.
