Hallo zusammen,

mag der falsche Bereich für den Post sein, ich versuch's trotzdem:
Seit kurzem besitze ich eine Hermle Kaminuhr mit Schwebeanker. Meine erste Kaminuhr. Ansosten besitze ich zwei Regulatoren (Wand und Stand).
Die Uhr wurde von mir umsichtig gereinigt, allerdings ohne das Uhrwerk auszubauen, d.h. nur eingeschränkt.
Anschließend habe ich die Lager geölt. Durch Anstoßen der der Unruhe konnte die Uhr in Betrieb genommen werden.
Sie tickt sehr regelmäßig und konstant. Die Zeiger drehen sich, das Schlagwerk arbeitet. Soweit also alles top.

Jetzt kommt das "Aber":
Der Minutenzeiger kann händisch nicht vorwärts gedreht werden.
Ist das bei diesem Uhrentyp normal? Ich denke mal nicht.
Das Uhrwerk ist von "FHS" oder "FMS" in Deutschland gefertigt (schaue ich gleich nochmal genau nach).
Hat jemand eine Ahnung, warum der Zeiger nicht manuell drehbar sein könnte?
Kann ich das Uhrwerk problemlos ausbauen? Wenn ja, wie? Irgenwas zu beachten? (Verbindungen lösen, igendetwas aushängen, etc.?)

Bilder kann ich gern nachliefern. Uhrwerk sieht aber von hinten zumindest gut aus.

Für eure Tipps bedanke ich mich im Voraus!

Beste Grüße,
Pascal

Update zum Uhrwerk: Es handelt sich um ein FHS Werk vom Typ 150-010 aus Deutschland.

Beste Grüße,
Pascal

Hallo Pascal,

ich nehme an, die Zeigerreibung ist zu stramm.
Ich habe gerade ein Bild einer Schrottplatine gemacht. Es ist zwar ein Schmeckenbecher Werk, aber die Technik dürfte die gleiche sein, wie bei Deinem Werk.

Du siehst eine Blattfeder mit 4 "Armen". Diese drückt das Zahnrad gegen die Welle, normalerweise so stark, daß die Zeiger nicht durchrutschen, aber so schwach, daß beim Stellen der Zeiger nichts beschädigt wird.
Die Befestigung der Feder kann unterschiedlich sein: Fest vernietet, verstiftet, oder wie hier mit einer Sicherungsscheibe.

660_Zeigerreib.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
661_Zeigerreib.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Um den Fehler zu beseitigen, muß das Werk zerlegt werden.
Dann möchte ich noch anmerken, daß das Nachölen von Uhren kontraproduktiv ist. Mit neuem Öl und altem Schmutz entsteht eine Schleifpaste.
Dann sehen die Lager bald so aus: Übrigens auch eine Hermle Schwebanker

662_Hermle.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


Viele Grüße!

Matthias

Ich bin (unabhängig von deinem Post, den hab ich grade erst gelesen) zum gleichen Schluss gekommen (durch scharfes Draufstarren nach dem Ausbau des Werks). Überlege gerade, ob ein Bad in Waschbenzin + anschließendes Ölen einen (hinreichend) positiven Effekt hätte. Leider gibt es hier im ganzen Umkreis keinen brauchbaren Uhrmacher. Zerlegt habe ich so eine Uhr selbst noch nie. Ich bin nicht sicher, ob ich das könnte, obwohl ich feinmotrisch eigentlich relativ begabt bin. Gibts da vielleicht eine irgendwie geartete Anleitung für? Tutorial, Explosionszeichnung, etc. Braucht man spezielles Werkzeug, dass sich nicht in einer (sehr) gut ausgestatteten Werkstatt finden würde? Tendenziell bin ich eigentlich Autodidakt. Die Wartung / Pflege / Instandsetzung meiner Regulatoren habe ich mir auch selbst erarbeitet.
Allerdings war ein Zerlegen des Uhrwerks bisher nicht erforderlich. Wäre also Neuland. :-)

Beste Grüße,
Pascal

Zitat von Pascal S. im Beitrag #4

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Die Wartung / Pflege / Instandsetzung meiner Regulatoren habe ich mir auch selbst erarbeitet.
Allerdings war ein Zerlegen des Uhrwerks bisher nicht erforderlich.

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Hallo Pascal,

Für Selbststudium würde ich Dir zunächst Literatur empfehlen, dieses Buch ist für Anfänger gut geeignet:

https://uhrenliteraturshop.de/Uhrenbuch-...8865cef4c193b4b

Das eigentliche Zerlegen einer Großuhr erfordert kein Spezialwerkzeug. Wenn Du aber die Fehler, die Du beim Zerlegen findest, beseitigen möchtest, brauchst Du Spezialwerkzeuge, die es nur in der Uhrmacherwerkstatt gibt: Zapfenpoliermaschinen, Vorrichtung zum Füttern der defekten Lager,Federwinder....

Wie Gustav Becker schon schreibt, müssen beim Zusammensetzen des Schlagwerks bestimmte Regeln beachtet werden.

Wenn es Dir nur um das hier gezeigte Werk handelt, kann man das neu kaufen.
Wenn aber Dein Interesse so geweckt ist, daß Du selbst arbeiten möchtest, würde ich Dir die o. g. Literatur empfehlen, kauf Dir dann ein Bastel- oder Übungswerk, so habe ich auch angefangen.


Viele Grüße!

Matthias

Das Lehrbuch für das Uhrmacherhandwerk, Reparatur und Zeitmessung von M.Stern ist sehr zu empfehlen.

Vielen Dank für die vielen guten Ratschläge. Werde mir ein wenig Literatur besorgen.
Nichtsdestotrotz habe ich jetzt einfach mal angefangen das Uhrwerk zu zerlegen. Uhrmacher steht mir wie gesagt nicht zur Verfügung. Ein neues Werk möchte ich erst kaufen, nachdem ich wirklich nicht zum Ziel gekommen bin. Wie gesagt, Feinmotrik / Feinmechanik ist eigentlich mein Ding. Ein Ultraschallbad als Reinigungsmöglichkeit steht mir zur Verfügung, weshalb ich denke, das sollte machbar sein. Da die Uhr lief, gehe ich erstmal nicht von gravierenden Lagerschäden o.ä. aus, die eine Uhrmacherwerkstatt erfordern würden.
Ich werde mir mal diese Schleiffeder (oder wie immer das korrekt heißt) genauer ansehen und den Grund für das "Hängen" der inneren Minuten-Achse suchen.
Wieso ist das Zusammensetzen des Schlagwerks eine besondere Schwierigkeit? Wegen der korrekten Abstimmung zwischen Minuten / Stunden-Achse mittels der Zifferblatt-seitigen Zahnräder? Das dachte ich mir bereits und meine Idee war, das Ganze einfach nach dem Zusammenbau ohne Gehäuse laufen zu lassen, um die Abstimmung vorzunehmen. Außerdem habe ich mir zur Sicherheit Markierungen angebracht mittels wasserfestem Marker. Wird aber sicher dauern bis ich das wieder passend zusammen habe. Aber wer nicht wagt der nicht gewinnt.
Eine Frage, die sich mir noch stellt betrifft das Ölen der Lager. Ich habe entsprechendes nichtharzendes Uhrenöl inkl. Ölgeber hier. Allerdings bin ich nicht sicher, ob es sinnvoll wäre, die Lager nach oder vor dem Zusammenbau zu ölen. Was ist hier am sinnvollsten? Eigentlich kriecht das Öl ja in den Zwischenraum.

Beste Grüße,
Pascal

Werde ich tun. Das der Ultraschallreiniger nicht jedes Problem löst ist mir bewusst. Zumal dadurch auch gerne Haarrisse o.ä. entstehen können.
Dass das Ölen gelernt sein will leuchtet mir ein. Allerdings sammelt man am schnellsten Erfahrung durch Praxis. Lesen werde ich davon unabhänig natürlich auch.
Die Uhr selbst ist schon eher Durchschnitt. Davon abgesehen war der Korpus quasi Schrott. Habe an einigen Stellen geleimt. Trotzdem ist noch eine unschöne Stelle auf der Oberseite. Hier stand offenbar über längere Zeit etwas (Blumenvase?!) auf dem Kropus. Ölen/Polieren hat hier bisher nur wenig genutzt. Ob ich die Uhr also wirklich im Wohnzimmer aufstelle ist noch nicht sicher.

Aber zurück zum Problem. Ich habe die Uhr zerlegt (und dabei nichts kaputt gemacht, am schwierigsten waren die Sicherungsscheiben...). Zwei Achsen inkl. Zahnräder lassen sich nicht von der Platine lösen. Einmal die Achse mit mit dem Hebel vom Schlagwerk und einmal die Minuten-Zeiger-Achse. Auf beiden Achsen sitzen Zahnräder auf beiden Seiten der Platine, die sich nicht lösen lassen. Ebenso fixiert ist die Drahtfeder, die den Hebel vom Schlagwerk herunterdrückt; einige Stifte ebenso (vernietet).
An die Schleiffeder des Minutenzeigers komme ich nun jedoch problemlos heran. Hier ein paar Bilder:







Weitere Bilder vom Zerlegen auf meinem OneDrive-Ornder: https://1drv.ms/f/s!AqfBDEK4E8acmEoIOX5CAUYdTQ-s

Zur Erläuterung was ich herausgefunden habe: Auf der Minuten-Achse sitzt von der Vierkant-Aufnahme ausgehend zuerst ein Zahnrad mit einem Hebel für das Schlagwerk. Dieses Zahnrad lässt sich nicht lösen.
Dann folgt das Lager in der Platine. Dahinter sitzt eine Messing-Muffe (so nenne ich da mal), die das Verrutschen der Achse verhindert und ebenfalls nicht lösbar ist. Dann folgt ein kleines Stahlzahnrad, ebenfalls fest auf der Achse. Dahinter sitzt ein größeres Messing-Zahnrad. Dieses ist ebenfalls nicht auf der Achse drehbar. Auf dieses Zahnrad drückt eine kreuzförmige Stahlfeder an 4 Punkten, wie von Albricht beschrieben. Vor dem hinteren Lager sitzt dann eine kleinere Messingmuffe, ebenfalls fest auf der Achse. Sie sorgt für die Anpressung der Stahlfeder auf das Messingzahnrad. Drehbar ist auf der Achse tatsächlich NUR die Feder. Eigentlich hatte ich erwartet, die Feder sei fest mit der Achse verbunden, das Messingzahnrad dagegen nicht. Dies ist jedoch nicht der Fall. Tatsächlich scheint die Feder, so wie sie eingebaut ist, hier keine Funktion zu erfüllen. Kein Wunder also, dass sich der Zeiger nicht drehen lässt. Alle Zahnräder sind fest auf der Achse, die Feder drehbar. Hat jemand eine Idee, woran das liegen könnte? (Der Anpressdruck scheint mir in Ordnung, die Feder lässt sich gut drehen.)

Unabhängig davon scheint jemand das Zahnrad im Öl ertränkt zu haben. Soviel zur "Wissenschaft für sich". ^^

Ich bin auf eure Meinungen gespannt.

Beste Grüße, Pascal
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Zitat von Pascal S. im Beitrag #9

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Wieso ist das Zusammensetzen des Schlagwerks eine besondere Schwierigkeit? Wegen der korrekten Abstimmung zwischen Minuten / Stunden-Achse mittels der Zifferblatt-seitigen Zahnräder?

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Das sollten meine Bilder hergeben denke ich. Werde ich sehen.

screenshot_23.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Gruss
Wolfgang

Der Auslösenocken hat definitiv genug Spiel. Es sitzt eine dünne Messing-Scheibe dahinter, die für Abstand sorgt.
Das Zahnrad dreht sich wie gesagt NICHT, wenn der Vierkant belastet wird.
Im Gegenteil. Alle Teile an der Achse sind fix, abgesehen von der Feder. Diese lässt sich zwsichen Zahnrad und Messingmuffe auf der Achse drehen.
Ich denke hier liegt irgendwo der Hund begraben.