bevor ich meine Frage stelle möchte ich mich hier kurz vorstellen: Ich sammle und restauriere (überwiegend Gehäuse) alte Großuhren und ich bin selbst schon alt (fast 70). Mein Hauptsammelgebiet sind Junghans-Uhren von Beginn bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Natürlich kann ich es nicht lassen, bei meinen Streifzügen auch andere interessante Uhren (Jahresuhren, Schiffsuhren, ATO etc.) zu erwerben.
Meine Frage zu der o.g. Schiffsuhr: Auf der rückseitigen Werksplatine ist die Fabrikmarke von Tobias Bäuerle eingestanzt. So eine Glasenuhr ist mir noch nicht untergekommen. Wenn man die Repetition betätigt, schlägt sie schon die nächste Wache an, ist das richtig?
Das mit dem hochladen der Bilder hab ich nicht ganz kapiert ich kopier den Link jetzt hier rein:
Hallo und willkommen! Das mit dem Repetieren verstehe ich nicht ganz. Ich wüsste nicht, dass es eine Glasenuhr mit Schlagwiederholung gibt. Falls es ein Hebel zur Schlagwerksauslösung gibt, sicher nur, um evtl. das Schlagwerk zu synchronisieren. Es ist logisch, dass nach erneuten Auslösen die nächste Schlagfolge kommt. Das erklärt schon das spezielle Hebnägelrad. Dieses müsste ja sonst abrupt zurückspringen. Wird sich aber nur in eine Richtung drehen. Lasse mich aber gerne aufklären...
LG Thomas
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben. Vom Pfuschen nie. J.W.v. Goethe
moin Thomas, danke für deinen Hinweis. Wie man auf dem Bild ja sehen kann, steht an dem Hebel Rp dran, das hab ich als Repetition bzw. Repeat interpretiert. Ich hab das jetzt ausprobiert, wie du schon vermutet hast zählt der Schlagauslöser bei Betätigung immer einen Schlag weiter. Wenn man das 8x macht hat man eine komplette Wache durch geglast. Was aber erreicht man damit? Wenn die Uhr mal stehen bleibt, hat sie nach dem Aufziehen ja noch den richtigen Glasenschlag? Lg Alfred
Ich habe mal gegoogelt. Das RP könnte auch für Rappen oder Rap stehen. "Stoßweise sprechen" könnte im übertragenden Sinn heißen, dass immer ein Stück beim Betätigen gespielt wird. Das Schlagwerk könnte schon durcheinander kommen, wenn man die Zeit zu schnell verstellt. Man müsste unters Zifferblatt schauen, wie "kompliziert" das Schlagwerk aufgebaut ist. Ich denke aber ganz einfach. Das Hebnägelrad trägt auch die sogenannte Schluss-Scheibe. Wäre interessant zu sehen, wo der Hebel wirkt.
LG Thomas
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Zitat von Clockfather im Beitrag #3 Was aber erreicht man damit? Wenn die Uhr mal stehen bleibt, hat sie nach dem Aufziehen ja noch den richtigen Glasenschlag? Lg Alfred
geglast wird nach "Ortszeit" und da das Schiff geht, muss natuerlich, alle 12°Laenge , die Zeit eine Stunde vor oder nachgestellt werden, eine der Wachen um ihre Freizeit/Ruhezeit zu bringen, und sie einer anderdern Zuzuschanzen, kommt auf einem Schiff wirklich nicht gut, darum muss oefter mal die Wache gegen die Zeit geschoben werden. Dazu ist der Sprunghebel RP da.
Interessant! Aber warum "können" das alle anderen bekannten Glasenuhren nicht? Die 4 Stunden Wache bleiben ja trotzdem. Der Glasenschlag gibt ja nur an, wieviel Zeit schon vergangen ist, bzw. noch bis zur Ablösung verbleibt. Der Schlag gibt also nicht zwingend die absolute Zeit (Ortszeit) wieder.
LG Thomas
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Zitat von masterpiece im Beitrag #6Interessant! Aber warum "können" das alle anderen bekannten Glasenuhren nicht? Die 4 Stunden Wache bleiben ja trotzdem. Der Glasenschlag gibt ja nur an, wieviel Zeit schon vergangen ist, bzw. noch bis zur Ablösung verbleibt. Der Schlag gibt also nicht zwingend die absolute Zeit (Ortszeit) wieder.
Aber die Borduhr, muss aus auch aus navigatorischen Gruenden die Ortszeit anzeigen, eigendlich sollte es an Bord nur 2 Sorten von Uhren geben, die Chronometer, incl. der B-Uhren von WO und Steuermann, mit UTC, und die jeden Mittag astronomisch gestellten Borduhren. So gesehen ist diese Glasenuhr vorbildlich. In der deutschen Seefahrerei wird schon lange nicht mehr "geglast" so sind viele Glasenuhren in nostalgischer Erinnerung, fuer die irgendwann an Land gebliebenen entstanden. An Bord wird haendisch mit der Schiffsglocke geglast, wie heute noch auf der Gorch-Fock, der Greif(ex Willhelm-Piek), der Deutschland und einigen anderen Traditionschiffen und Windjammern ... Eine Glasenuhr braucht man da nicht wirklich, die Schiffsglocke geht durch Mark und Bein und durchdringt das ganze Schiff, es gibt keinen Ort an Bord an dem man sie nicht hoeren kann(koennen sollte), sie ist extra so dimensioniert, und (via Koerperschall) so aufgehaengt.
Das war mir schon bewusst, es ging ja ums Glasen und den speziellen Uhren. Die hat, so wie die Borduhr auch, keine Funktion zum Navigieren. Nur das Schiffschronometer. Ein Rätsel also, weshalb sich die Reihenfolge des Schlages "verschieben" lässt. Ich denke mal, es ist ein notwendiges Übel, da das Schlagwerk keine Rechen als "Gedächnis" hat.
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Zitat von masterpiece im Beitrag #8Das war mir schon bewusst, es ging ja ums Glasen und den speziellen Uhren. Die hat, so wie die Borduhr auch, keine Funktion zum Navigieren. Nur das Schiffschronometer.
Navigation ist Zeitvergleich zwischen Ortszeit und Weltzeit. Es ist Usus und auch Vorschrift das die Borduhr der gesetzlichen Zeit (Ortszeit/Zonenzeit) folgt, damit man sich auch Ortszeit-Mittags zum "Mittagsbesteck" (der einfachsten Form der astronomischen Standortbestimmung) trifft, die nur zum Mittag der Ortszeit (eigendlich von 11-13Uhr) geht. Natuerlich ist das heute ueberholt, man muss heute alle 2Stunden, wenn immer moeglich, Standortbestimmung machen. Aber das mittaegliche "Schiessen der Sonne" lassen sich weder die Kapitaene der Passagierliner, noch die Freizeitkapitaene entgehen ... auch heute noch, denn zum einen ist das Verfahren simpel, zuverlaessig und wenig fehlertraechtig. Zum anderen ist es eben ein "Prozedure" ... wie jeden Tag ... Ein Ritual.
Zitat Ein Rätsel also, weshalb sich die Reihenfolge des Schlages "verschieben" lässt. Ich denke mal, es ist ein notwendiges Übel, da das Schlagwerk keine Rechen als "Gedächnis" hat.
Der Schichtbetrieb auf einem Windjammer laeuft von Montag zu Sonntag, zur Sontagsmesse, und zur Andacht, sind alle anwesend. danach beginnt der Wachbetrieb von Neuem.
Auf so einem Schiff sind die 3Wachen wie Fussballmanschaften, haben eigene Offiziere und Unteroffiziere, und stehen in Konkurrenz .... was denkst Du was passierte, wenn eine Wache mehr Pudding, oder weniger Grogg bekommt als die anderen, dann hast Du als 1WO ein Problem und zwar ein heftiges. Faehrt das Schiff nach Osten verlierst Du bei der Erdumrundung einen ganzen Tag, den eine Wache geschenkt bekommt und die andere nachsitzen muss. Zwar in kleinen Haeppchen verteilt, aber wenn man wochenlang isoliert ist, und es sonst nichts gibt ueber das man sich aufregen kannn ....
Darum lauft die Zeit auf der Borduhr mitunter anders als die geglaste, die ja der Gerechtigkeit halber, die Ortszeit vom letzten Sonntag ist. Am Sonntag, hat man zur Morgenmesse, und zur Nachmittagsandacht 2x90Minuten Zeit um beide wieder anzugleichen. Darum ist es gut wenn die Uhr eine Zeit zeigen, und eine andere glasen kann.
Eine Uhr die eine 3.Zeit anzeigt, birgt Konfliktpotential .... und sei es nur die Uhr im Salon ...
Hallo Alfred, von mir auch erstmal ein Ich hab zwar hier nicht explizit gelesen, daß die Uhr ein Schloßscheibenschlagwerk hat, aber ich denke, masterpiece hat recht. Kannst ja mal nachgucken, ob das Schlagwerk einen Rechen hat oder eine Schloßscheibe. In letzterem Fall hätte die eben keinen Repetitionshebel, sondern einen Hebel zum Synchronisieren, falls das Schlagwerk mal durcheinander gekommen ist. Ein Schloßscheibenschlagwerk (auch Schlossscheiben-, Schlußscheiben- oder Schlussscheibenwerk) ist in der Herstellung einfacher als ein Rechenschlagwerk. Allerdings sollte eine Glasenuhr ja einen Hauch von Präzision ausstrahlen, da paßt ein Schloßscheibenwerk IMHO nicht so richtig. Kann aber auch sein, daß die Uhr so alt ist, wo das Rechenschlagwerk noch nicht so verbreitet war.
So alt kann die Uhr garnicht sein, wie es schon Rechenschlagwerke gibt. Die Schloß-Scheibe ist direkt mit dem Hebnägelrad verbunden, hatte ich ja bereits geschrieben. Ich halte es deswegen nicht als billige Version. Es ist halt eine andere Art einer Glasenuhr, die wohl eher in den eigenen vier Wänden Glast, oder auf einer Privatyacht. Dass mit den Zeitzonen halte ich nicht für richtig. Erstens fährt (oder fuhr) ein Schiff nicht so schnell, dass mehrere Zeitzonen während des Wachdienstes durchfahren werden. Und 4 Stunden Dienst, sind 4 Stunden Dienst. Ob das Schiff nach Osten , Norden oder Süden fährt...
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Zitat von masterpiece im Beitrag #12So alt kann die Uhr garnicht sein, wie es schon Rechenschlagwerke gibt. Die Schloß-Scheibe ist direkt mit dem Hebnägelrad verbunden, hatte ich ja bereits geschrieben. Ich halte es deswegen nicht als billige Version. Es ist halt eine andere Art einer Glasenuhr, die wohl eher in den eigenen vier Wänden Glast, oder auf einer Privatyacht
Nicht alt genug für Schloßscheibe, aber auch nicht zu billig, statt ein Rechenschlagwerk einzubauen. Manche Sachen sind einfach schwer nachzuvollziehen. Aber als Eisenbahnfan kenne ich auch viele Beispiele, gerade vom preußischen Dampflokomotivbau, wo man viele Entscheidungen nicht nachvollziehen kann. Da wurden ökonomische und lauftechnische Vorteile oft ignoriert und man orientierte sich wieder an alte Bauarten, und das obwohl Preußen in der Hinsicht immer sehr sparsam war. Vielleicht spielte bei dieser Glasenuhr der Konservatismus auch eine Rolle?
Kann sein, vielleicht war das sogar der Urtyp. Die Steuerung mit dem Rechen ist schon etwas aufwendiger und konstruktiv nicht so einfach, wie die des vorgestellten Werkes.
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auch dir danke für die ergänzenden Anmerkungen. Wenn ich die Platine und die Bauteile so anschaue ist die 50er 60er Jahre. Hab das Teil schon wieder zusammen gebaut. Wenn's mich irgendwann mal juckt, bau ich das Teil nochmal auseinander und komm dann wieder durch. LG Alfred
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28.08.2017 22:52
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