Hast du jetzt den Schellack mit der Ballenpolitur aufgearbeitet?

Ja, tatsächlich.

Hatte das vorher nie gemacht und habe das deshalb auf einem alten Stuhl ausprobiert.
Mit Möbelpolitur sind die alten Flecken geblieben.

Nach zwei Schichten Schellack kam jedoch der alte schöne Glanz wieder zum Vorschein.

Fazit : Schellack ist wesentlich einfacher in der Anwendung als ich das vermutet hätte.

Hallo Fugix,

mein Interesse konzentriert sich auf das Gehäuse und die Applikationen, das landet bei uns auch immer auf meinem Tisch.
Was hast Du mit dem Sprung in der Furnier oben rechts gemacht? Hat die Politur gereicht? Man sieht ihn noch, schaut aber besser aus als am Anfang..
Womit hast Du die Applikationen gereinigt? Sind die feuervergoldet?
Zum Schellak: Nimmst Du fertigen Streichschellak oder aus Plättchen selbst angesetzten?

Hallo Siverl,

Der Riss oben im Gehäuse war ein durchgehender Sprung. Mit Schraubzwingen und Leim wieder zusammengefügt. Wichtig erschien mir dabei keinen modernen Leim zu nehmen, sondern traditionellen Glutin-, Haut- oder Hasenleim der heiss verarbeitet wird. Wenn man diesen Leimen die Zeit zum trocknen lässt, hält das. Und wenn mal was schief kommt, kann man solche Verleimungen leicht mit heissem Wasser lösen und säubern.

Ein radikalerer Eingriff war, dass ich an der unteren Querleiste 1.5 mm wegnehmen musste. (Das feine Scheibchen konnte ich dann benutzen einige kleine Abpratzer des Furnirs zu füllen)

Appliken: habe ich in der üblichen "Suppe" 1 + 9 Gemisch (in diesem Fall Imbayol) gereinigt. Jedoch vorsichtig … in einer schon gebrauchten Mischung nur 5 min.
Jemand hatte mal die an einigen Stellen dunkel gewordenen Appliken mit Goldfarbe (!) übermalt. Das ging schnell weg (meine Suppe war danach ungeniessbar trübe … voll von falschem Goldstaub).
Heraus kamen die Appliken so wie auf Fotos ersichtlich (habe sie dann noch mit "Renaissance" Wachs behandelt).

Ob das nun feuervergoldet ist, oder ganz einfach Messingguss … ?!
In Anbetracht der Herkunft … Moulinié Bautte & Moynier war damals die renomierteste Juwelieradresse in Genf … denke ich eigentlich schon, dass die Appliken feuervergoldet sind.

Schellack: Für eine ganz andere Anwendung (imprägnieren der Innenseite von Fasnachtsmasken) hatte ich etwas angesetzten Schellack übrig (so gekauft … also wahrscheinlich Streichschellack).
Zur Anwendung habe ich diesen Schellack 1:3 bis 1:4 mit Ethanol verdünnt (*) … das ganze in den Ballen …

(*) Um die ganze Wahrheit zu sagen … ich hatte keinen 99% Ethanol zur Hand und auch kein Isopropanol … und habe deshalb Brennsprit genommen (für grössere Flächen soll man das nicht machen weil zu unrein)

Beim Ausprobieren (auf einer alten unkritischen Stuhllehne) habe ich bemerkt, dass es zum Auffrischen von Schellack gut ist, gleich zu Beginn einen (oder 2) Tropfen Öl auf den Ballen zu tun.

So hab ich's gemacht, fühle mich aber noch meilenweit vom Experten entfernt. Was mich dabei ermutigt hat … auch Schellack ist voll reversibel.

Wie machst Du es mit Schellack ?


P.S.
Ich wollte gestern Abend noch das Uhrwerk einbauen …
aber die 3 Schrauben welche den Zifferblattrahmen und das Werk an der Lünette halten, sind nicht nur unschön, sondern total ausgeleiert.
Ich werde wahrscheinlich 3 neue Schrauben fertigen müssen und die Lünette mit 3 Messingplättchen (als Muttern) verstärken.

Also von der Farbe auf den Bildern tippe ich bei den Appliken auf Vergoldung. Das Problem mit den Goldfarbenpinslern kenne ich, ich hab da hinter mir eine Uhr stehen, da hat jemand zu viel schwarze und Goldfarbe bei der Hand gehabt...

Bei einem Freischwinger habe ich den Trockenriss in der Tür mit einem eingeleimten Teil gefüllt und auch die Furnier ergänzt, wobei der Angleich der FArbe die Herausforderung war.

Schellak hab ich bis jetzt nur als Streichschellak fertig angesetzt gekauft. Bei einer Uhr wie der hier kann man ihn schön mit Ballen auftragen, bei kleinen und starken Reliefen, Schnitzereien, auch mit Pinsel. Ich hab jetzt auch Schellak in eine Pumpspraydose gefüllt, eignet sich auch für Anfertigung alter gelblicher Papierzifferblätter. Ich experimentiere und schau mir auch gerne Videos im Internet an, dort sieht man die echten Könner!

Jedenfalls ist Dir die Uhr gut gelungen!

Danke Siverl !

Du hast ja wesentlich mehr Erfahrung mit richtig alten Teilen …
Kann man Feuervergoldung von anderen unterscheiden ?
Welche anderen Methoden wurden angewendet (ich meine bis mitte 19. Jh) ?

Videos im Internet … ja, mach ich auch … der Kanal von antik-greef.de fand ich sehr hilfreich (hier)

So nun ist sie fertig.

Werde dann noch bei vernünftigem Licht ein schöneres Foto nachliefern.

Wie in #19 erwähnt, waren die Werkhalteschrauben völlig ausgeleiert und mussten neu gemacht werden (cf. Bilder mit Pfeilen). Auch hinter dem inneren Teil der Lunette musste etwas Messing angefügt werden, sodass die Schrauben anständig halten (da musste halt gelötet werden).

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einfach schön...Hammerteil!

Bildschirmfoto 2017-08-20 um 23.05.49.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Die versprochenen Fotos bei Tageslicht …

Würde sie gerne behalten … ist aber nicht meins …

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... wunderschön ...



Lieber Gruss

Ralf

Danke für das Interesse !

So richtig gross ist sie auch wieder nicht … Standardgrösse …
Höhe 34, Breite 20, Tiefe 14 cm (am oberen Sims gemessen)

Vergleichbares findet man unter der Bezeichnung "Pendule borne" (borne - Grenz- Markstein)
Keine Ahnung wie man sie auf deutsch benennt … Kastentischuhr ? Pendule borne tönt da schon besser

Vergleichbare Verzierungen … finden sich im "Empire", damit währen wir also zu Beginn des 19.Jh so zwischen 1805 und 1820.