diese Woche hat mich eine ältere Dame angerufen ob ich mal nach ihrer Standuhr sehen könnte, da sie plötzlich stehen geblieben ist. Mein erster Gedanke war natürlich dass sie schon über längere Zeit kein Uhrmacher gesehen hatte, und total verschmutzt und verharzt war. Aber die Dame sagte mir, dass die Uhr vor ca. 2 Jahren komplett überholt wurde. Ich habe dann das Werk aus dem Gehäuse gezogen und auf den Tisch gestellt, alles sah noch recht gut aus, am Schmutz kann es nicht gelegen haben. Einen Fehler konnte ich auf anhieb auch nicht finden, ich vermutete einen krummen Zahn oder Trieb. Ich nahm das Werk mit Pendel und Gewichten mit nach Hause und stellte es bei mir auf den Bock. Nach abname vom Zifferblatt und Anker konnte ich die Räder drehen, und siehe da bei einem der Laternentriebe ist ein Stift ( siehe Foto ) gebrochen, und an dieser Stelle hat die Uhr blockiert Und wegen diesem kleinen Stift muss nun die ganze Uhr zerlegt werden. Für die Reparatur werde ich Wipla Stahldrat verwenden, und auch gleich die anderen Stifte an dem Rad erneuern.
Viele Grüße Hanspeter
Augenwender
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Zitat von Wofri im Beitrag #2Hallo Hanspeter Für diese Reparatur verwende ich Tamponstahl,das ist meiner meinung nach besser als Wipla-Draht.
Gruss aus Basel Wolfgang
Hallo Wolfgang,
den Wipla-Draht habe ich immer für die Schwarzwälder Schottenwerke verwendet. Aber Tomponstahl habe ich auch noch hier, ist wohl besser für das Standuhrenwerk denn die Gewichte sind recht schwer.
Hallo, kurze Zwischenfrage , warum und wofür braucht man bei einer Uhr Wipla Draht? (hab ich nicht und will entscheiden ob ich das brauche für Uhren...) Hab gelesen Pendelaufhängungen, aber was ist das besondere an dem Material? Was unterscheidet es von Federdraht oder Tamponstahl? Weicher Draht? Biegbar wie Bindedraht? Einzig "nichtrostend" hab ich herausgefunden...und das es in der Dentaltechnik verwendet wird...
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #5Hallo, kurze Zwischenfrage , warum und wofür braucht man bei einer Uhr Wipla Draht? (hab ich nicht und will entscheiden ob ich das brauche für Uhren...) Hab gelesen Pendelaufhängungen, aber was ist das besondere an dem Material? Was unterscheidet es von Federdraht oder Tamponstahl? Weicher Draht? Biegbar wie Bindedraht? Einzig "nichtrostend" hab ich herausgefunden...und das es in der Dentaltechnik verwendet wird...
Hallo Thilo,
dieser Draht ist extrem hart und mit einer normalen Zange kaum zu schneiden. Ich habe ihn immer verwendet wenn ich bei den Schwarzwalduhren die eingelaufenen Hol oder Laternentriebe ausgewechselt habe. Er wurde früher bei Selva Technik für diese und andere Reparaturen an Uhren angeboten. Es gibt diesen Draht in verschieden stärken.
Gruß Hanspeter
Augenwender
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Danke Hanspeter, hab ihn bei Selva gefunden, hier steht leicht biegbar, daß beißt sich doch eigentlich mit "Hart"...versuche gerade immernoch herauszufinden, was das Alleinstellungsmerkmal dieses Wipla Drahtes ist "Wie Platin" heißt die Abkürzung...was ist die wichtige Eigenschaft des Platins die hier nachgemacht werden soll? Das Material ist sicher nicht für den Uhrmacher gemacht worden...primär für Dentaltechnik...Google spukt das jedenfalls ausschließlich aus...
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Ich nehme gelegentlich Nadeln (Näh-, Steck- usw.) dafür. Die müssen natürlich eine gewisse Härte haben. Davor mach ich eine "Brechprobe". Nein, ich teste da nur, ob die Nadel lieber bricht als sich zu verbiegen. Wenn sie bricht, hat sie gewonnen. Sicherheitsnadel geht gar nicht. In irgendeinem Forum hatte vor langer Zeit mal jemand geschrieben, daß er sich abgebrochene feine Bohrer aufhebt, um sie als Triebstifte einzusetzen. Eigentlich ideal, wenn die Größe stimmt. denn die sind garantiert gehärtet.
Ich habe es heute fertig gemacht, und habe auch Tamponstahl dazu genommen wie es Wolfgang (oben) schon erwähnt hat. Ich habe aber dann doch alle Stifte ausgewechselt da ein paar schon krumm waren. Ich Frage mich aber doch warum man an dem Rad nicht gleich Volltriebe verwendet hat, denn das Gewicht wiegt fast 3,7 Kilo und es ist ja das erste Rad nach dem Kettenrad wo das ganze Gewicht draufliegt. Vielleicht war es ein Kostenfaktor.
Gruß Hanspeter
Augenwender
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Hohltrieb ist glaube immer billiger (gewesen). kann man die Stifte einfach rausschlagen? Es sieht doch so aus, als ob die Löcher in dem Messing, wo sie sitzen, nicht durchgängig sind... Hab noch keinen Hohltrieb erneuert, daher die evtl. etwas "dumme" Frage... Und hast du genau im Durchmesser passenden Tamponstahl gefunden der wieder richtig auf Presspassung sitzt?
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #11Hohltrieb ist glaube immer billiger (gewesen). kann man die Stifte einfach rausschlagen? Es sieht doch so aus, als ob die Löcher in dem Messing, wo sie sitzen, nicht durchgängig sind... Hab noch keinen Hohltrieb erneuert, daher die evtl. etwas "dumme" Frage... Und hast du genau im Durchmesser passenden Tamponstahl gefunden der wieder richtig auf Presspassung sitzt?
Hallo Thilo,
rausschlagen kann man die Stifte nicht, aber ich habe das Rad auf den Schraubstock senkrecht gestellt, und dann mit einer spitzen Zange den Stift gehalten und nach unten getrückt. Es braucht schon etwas Kraft, aber er geht raus. Zum einsetzen der neuen Stifte habe ich ein Stahl verwendet der kaum messbar dicker ist, und sich mit einer Zange von Hand reindrücken lässt. Dann habe ich ihn mit einer kleinen Trennscheibe abgeschnitten, und ca. 2 mm übrig gelassen. Diese 2mm habe ich dann mit einem Punzen bündig versenkt.
Zitat von Augenwender im Beitrag #10 Ich Frage mich aber doch warum man an dem Rad nicht gleich Volltriebe verwendet hat, denn das Gewicht wiegt fast 3,7 Kilo und es ist ja das erste Rad nach dem Kettenrad wo das ganze Gewicht draufliegt. Vielleicht war es ein Kostenfaktor.
Ja viele der preiswerteren Uhren hatten Hohltriebe, das ist aber weniger eine Frage der Preises, sondern der der Technologie an sich.
Hohltriebe sind unempfindlicher im Eingriff. Hohltriebe laufen besser mit Konstant-Addendum-Raedern. Hohltriebe sind deutlich dreckresistenter. Hohltriebe sind reparaturfreundlich.
Wer also keine Kreisteil-, und Fraesmaschine hat oder anschaffen will, oder kann, oder ein praeziseres Raederwerk machen will als mit seiner Ausruestung geht der macht gern in Hohltrieb. Auch hervorragende Uhrmacher, wie auch T.Tompion, J.Jeffreys und J.Harrison, die sehr wohl Volltrieb konnten, setzten bei ihren praeziesesten Stuecken durchaus auf Hohltriebe. Harrison ist ein Paradebeispiel, seine Standuhren aus dem Tagesgeschaeft hatten Volltrieb seine hochpraeziesen Regulatoren Laternen ...
So ein Laternentrieb ist nicht weniger robust als ein filigraner Volltrieb, ich denke bei dieser Uhr gab es ein katastrophales Ereignis, im Normalbetrieb verbiegen oder brechen die Stifte erst nach erheblichen Verschleiss (bis zur Haelfte durchgeknabbert oder so). Hohe Drehzahl vertragen sie nicht, besonders nicht wenn ohne Last.
Ich denke der Uhrmacher der als letzter dran war liess die Uhr ohne Hemmung abschnurren, und dabei hat's geknallt. den einen (an)gebrochen Stift hat die Uhr verkraftet(hat er nicht bemerkt), aber in der Folge verbogen sich, weil nun der Eingriff des Folgezahnes nicht mehr richtig passte nach und nach weitere Stifte, bis der Stift ganz abbrach und die Uhr letztendlich stehenblieb. Du solltest Dir das dazugehoerige Rad genauer anschauen, oft hat es eine "Einschlagstelle" manchmal sogar einen krummen Zahn.
mfG Matthias
PS. Das bild aus #5 ist hoffendlich nicht aus dieser Uhr, sieht aus wie mit Bremsenreiniger+WD40 "veredelt"
Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #11Hohltrieb ist glaube immer billiger (gewesen). kann man die Stifte einfach rausschlagen? Es sieht doch so aus, als ob die Löcher in dem Messing, wo sie sitzen, nicht durchgängig sind... Hab noch keinen Hohltrieb erneuert, daher die evtl. etwas "dumme" Frage... Und hast du genau im Durchmesser passenden Tamponstahl gefunden der wieder richtig auf Presspassung sitzt?
Hallo Thilo,
rausschlagen kann man die Stifte nicht, aber ich habe das Rad auf den Schraubstock senkrecht gestellt, und dann mit einer spitzen Zange den Stift gehalten und nach unten getrückt. Es braucht schon etwas Kraft, aber er geht raus. Zum einsetzen der neuen Stifte habe ich ein Stahl verwendet der kaum messbar dicker ist, und sich mit einer Zange von Hand reindrücken lässt. Dann habe ich ihn mit einer kleinen Trennscheibe abgeschnitten, und ca. 2 mm übrig gelassen. Diese 2mm habe ich dann mit einem Punzen bündig versenkt.
Gruß Hanspeter
Hallo Hanspeter, ich fürchte das war die falsche Vorgehensweise. Es ist wichtig das alle Stifte exakt den gleichen Durchmesser haben (der muß natürlich auch zum eigreifenden Rad passen). Normalerweise werden die Stifte in den Trieb eingesetzt und dann die Löcher vernietet, das hält sie an Ihrem Platz. Wenn Du jetzt einen nur wenig dickeren Triebstift eingesetzt hast wird die Sache nur unrund und mit erhöhter Abnutzung laufen. Bei größeren Turmuhrwerken werden die Triebstifte sogar absichtlich in etwas größere Bohrungen eingesetzt damit sie sich während des Betriebs verdrehen können damit sie sich gleichmäßiger abnutzen. Die richtige Länge hat der Stift wenn er auf beiden Seiten jeweils bis zur Hälfte in den Bohrungen steckt. Also einmal der Innenabstand zwischen den Lagerscheiben plus einmal die Dicke einer Lagescheibe.
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21.07.2017 20:41
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